Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

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76 V: Vorlesung. 
schließt sich ein Zustand an, bei dem wir zwar nicht mit den gewöhnlichen; 
Hilfsmitteln, wohl aber durch eine ganze Reihe von Methoden zeigen können; 
daß im Dispersionsmittel allerfeinste Teilehen vorhanden sind. Wir kónnen 
sie sichtbar machen. Es ist das grofe Verdienst von S?edentopf und. Zsig- 
mondy*), uns dazu den Weg gewiesen zu haben. Ihre Methode lehnt sich. 
an die alleemein bekannte Beobachtung an, wonach ein in ein dunkles 
Zimmer einfallendes Strahlenbündel sonst unsichtbare, feinste Staubteilchen 
sichtbar macht. Wird durch eine Flüssigkeit, die Stoffe im kolloiden Zu-. 
stand enthàlt, ein mógliehst konzentriertes Lichtbündel hindurchgesandt, 
dann erkennt man die einzelnen Teilchen bei starker Vergrößerung. Die 
genannten Forscher haben durch Schaffung des Ultramikroskop ge- 
nannten Instrumentes, mittels dessen man unter recht einfachen Bedin- 
gungen Lösungen auf ihren Gehalt an auf dem geschilderten Wege sicht- 
bar zu machender Teilchen untersuchen kann, die ganze Forschung auf 
diesem Gebiete außerordentlich geklärt. Man erkannte sehr bald, daß die: 
Teilchen je nach den gewählten Bedingungen sehr verschieden groß sind. 
Es gelingt, gröbere Teilchen in feinere überzuführen und umgekehrt aus, 
feineren gröbere zu erzeugen. 
Man hat den Versuch unternommen, die verschiedenen ineinander 
übergehenden Dispersitätsgebiete voneinander abzugrenzen. Die gezogenen 
Grenzen sind jedoch, wie schon oft betont, keine scharfen. Die folgende, 
Wolfgang Ostwald?) entnommene Übersicht veranschaulicht, wie etwa die 
Grenzen gezogen werden können: 
Disperse Systeme. 
  
Grobe Dispersionen Kolloide Molekulardisper- 
(Suspensionen, O'lp bis lp. solide. ; 
Emulsionen usw.) Perioden kleiner als 
Spezifische Oberfläche: 
6.105 bis 6.107 p. 
Perioden größer als luu. 
  
  
01. » | Laufen durch Papierfil- | Spezifische Oberfläche 
Spezifische Oberfläche: | ter; können nicht mi- | kleiner als 6.107 i 
6.10%. kroskopisch aufgelöst | Laufen durch Papierfil- 
Laufen nicht durch | werden; diffundieren | fer; kónnen nicht mi- 
Papierfilter; kónnen | und dialysieren nicht. | kroskopiseh ^ aufgelüst 
mikroskopisch aufgelóst werden; diffundieren 
werden. und dialysieren. 
  
  
Wichtig ist, da es gelungen ist, Filter mit verschiedener Porengrófe 
aus verschiedenen Massen, vor allem aus Kollodium herzustellen, die ge- 
statten, die verschieden großen Teilchen abzufangen bzw. durchzulassen.?) 
Man kann so durch Anwendung verschieden weitmaschiger „Siebe“ ein 
Gemisch verschieden großer Teilchen trennen. Auch mittels dieser Methode 
kann man zeigen, daß nicht der kolloide Zustand dieses oder jenes Stoffes 
  
1) H. Siedentopf und R. Zsigmondy: Caxl Zeiss. Jena 1904. 
2) W. Ostwald: Die Welt der vernachlissigten Dimensionen. 1. c. S. 78. 
3) Vgl. z. B. C. J. Martin: J. of Physiol. 20. 364 (1896). — W. Starling : Ebenda. 
24. 317 (1899). — I. Duclaux: C. r. 149. 1468, 1544 (1905). — V. Henri: C.r. de la. 
soc. de biol. 59. 197 (1906). — H. Bechhold: Zeitschr. f. physik. Chemie. 60. 257 (1907); 
Zeitschr. f. Chemie u. Industrie d. Kolloide. 2. 3, #3 (1907). — W. Ostwald: Koloid- 
Ztschr. 22. 72, 143 (1918); 23. 68 (1919). Hier findet sich weitere Literatur.
	        
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