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§. 200.
So, wie die niedern Landgebirge zu den höhern Vorgebirgen und dann
zu den höchſten Urgebirgen oder zu solchen übergehen, die vermuthlich ihre Ents
ſtehung der Schöpfung, und nicht einer nach dieser vorgegangenen ſpätern
Veränderung zu danken haben: so geht auch die Fruchtbarkeit verhälénißmäßig
mit der Höhe der Gebirge in Unfruchtbarkeit über , bis endlich die Gipfel der
höchſten Berge ſich in bloße Felſen endigen, auf welchen alle Vegetation aufhös
ret. Es erſcheinen die Eichen und Büchen, welche prachtvoll auf den fetten
Auen des platten Landes, und auf niedern Landgebirgen wachſen, auf den Höhen
der Vorgebirge schon in elendem Zuſtande, und die dort noch frohen Tan-
nen auf der mittleren Höhe der Hauptgebirge nur als elendes Buſchholz, bis
endlich nur wenige Mooßarten ihr Schmarotzerleben noch auf der Höhe dieſer
kalten Gegenden kümmerlich zu erhalten im Stande ſind.
§. 2o0r.
Die niedern Land- und Vorgebirge pflegen aus Kalk- und Sandſteinen zu
beſtehen, aus deren Verwitterung und ſonſtigen Zerſtörungen die fruchtbarſten
Erdenmiſchungen entſtanden ſind ; die auf dieſe folgenden ſind gewöhnlich ſchies
, fers, hornſiein- und wackenartige Berge, und die hohen sogenannten Hauptes
oder Urgebirge beſtehen aus feſtem Granit, deſſen Beſtandtheile in den Thälern
zwiſchen denselben in weniger fruchtbare Erden aufgelsſet ſind.
Es iſt alſo in dergleichen Gebirgen sowohl der daſelbſt unfruchtbarere
Grund und Boden, als das ſo ſehr viel kältere und faſt beſtändig naſſe Klima
der höhern Luftregionen, der Vegetation höchſt nachtheilig.
Nur die unempfindlichſten Gewächſe und Holzarten können auf der mitt-
lern Höhe dergleichen Gebirge mit einigen Nutzen gezogen werden, wodurch der
Forſibetrieb ſich daſelbſt nicht nur auf ſehr wenige Holzarten einſchränkt, ſondern
auch in mehrerer Rückſicht ſehr ſimplificiret wird.
§. 202.
In den Gebirgen kömmt es vorzüglich auf die Lage derſelben nach den
Weltgegenden anz die mehr oder weniger nach Mittag gelegenen Abhänge der-
selben erhalten daher verhältnifimäßig mehr oder weniger Fruchtbarkeit, die denn
daſelbſt durch einige, nur den Gebirgen eigene, Nebendinge vermehrt oder
verringert wird. Hieher gehören die in einigen Gebirgslagen gewöhnlichen ſtär-
: kern