Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
1.40 
Knospen an den jungen Zweigen ſind mehr zugeſpikt. Die Früchte haben nur 
ganz kurze Stiele, und sien bey mehreren traubenförmig dicht zwiſchen den 
Blättern der jungen Fruchteriebe, da die Früchte der Sommereiche hingegen 
zwar bey mehreren, doch einzeln an einem, ein bis zwey Zoll langen, gemein- 
ſchaftlichen Stiele ſizen. Die Früchte von jenen ſind auch kleiner und mehr zu- 
geſpitztz ſie reifen oft vier Wochen ſpäter, ſo wie überhaupt die Wintereiche der 
Sommereiche in dem jährlichen Vegetationslaufe in allem oft mehrere Wochen 
nachgehet. Die übrigen weniger in die Augen failenden Untersſchiedszeichen 
dieſer bey den Eichenarten werden bey den Beſchreibungen ihrer einzelnen Theile 
bemerkt werden können. Auf der zweyten Tafel iſt ein Fruchtzweig von der 
Sommereiche und auf der dritten ein solcher von der Wintereiche vorgeſtellt. 
§. 210. 
Die in einigen Forſtbüchern angegebenen Varietäten der weißbunten Stiel- 
eiche mit ſcheckigten Blättern, der feinblätterigen Trauben- oder Steineiche und 
dergleichen, ſind nur als Spielarten anzuſehen, wie man ſolche auch bey an- 
dern Baumarten findet, die am ſicherſten durch das Pfropfen auf die gewöhnli- 
chen Arten fortgepfianzt werden. 
Dergleichen Varietäten laſſen ſich in großen Eichenwaldungen mehrere 
auſfinden; so zum Beyſpiel findet man einige Eichen von derſelben Art, welche 
oft vierzehn Tage und länger im Ausschlagen und Abfallen der Blätter, in 
dunkeler und hellgrüner Farbe derselben, in glatterer und mehr oder weniger 
aufgeriſſener Borke, in größern und. kleinern Früchten ſich auszeichnen, u. s. w. 
zum Beyſpiel verdienen hier mehrere Sommereichen an der Homburg in der 
Hallenforſt und auch einige auf dem Brunsleber Felde im Schöningſchen Di- 
ſiricte angeführt werden, welche besonders kleine lange und ſpißige Früchte 
tragen. Ich bin sehr überzeugt, daß, wenn man die Eichen ſo, wie die Holländer 
ihre Nelken, ziehen wollte, man darunten mehrere Abarten ſchaſfen könnte. Man 
triff auch in den Forſten zwischen diesen Hauptarten der Tiche solche Gradatios- 
nen an, die von den wechselseitigen Befruchtungen entstanden ſind, daß man 
in einigen Gegenden oft Mühe Hat, sowohl eine reine Sommer- als Winterei- 
che zu finden. 
Mit andern Baumarten, und vorzüglich bey den Linden, hat es eine ähnlis 
che Bewandtniß, und trifft man zwiſchen der breitlättrichten, ſogenannten Hollän- 
dischen, Somumerlinde, und der kleinbläcterichten Winter - oder Steinlinde ſehr 
vieleGradationen an, die ebenfalls von einer unehlichenBefruchtung entſtanden ſind. 
§. 211. 
  
     
       
      
   
    
   
    
      
     
     
	        
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