Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
144.4 
Dürre kurz vor der Reife der Eicheln eingefallener ſtarker Regen, wonach die 
äußere Schaale aufzuſpalten pflegt, ſo ſtark beſchädigen, daß solche zur Beſaa- 
mung untauglich werden, besonders wenn man gezwungen iſt, die Eicheln eine 
Zeitlang aufzubewahren, weil ſie alsdann ſtark austrocknen, und beym nachheri- 
gen Pflanzen faul werden. 
§. 217. 
Die Eicheln der Sommereiche ſind ohngefähr einen Zoll lang und oft dreys 
viertheil Zoll dick, die der Wintereiche ſind etwas kleiner und oben weniger zuges 
ſpitzt, verhältnißmäßig iſt der Napf oder Fruchtkelch an den Sommereichen kleis 
ner wie an den Wintereichen. Der Geſchmack iſt vom beyden Eichelarten ſüß- 
licht und zuſammenziehend. Die Kernſtücke der Eichel beſtehen, wie andere 
nußartige Saamen, aus einem ziemlich feſten, markigten und öligten Zellenges 
webe, welches als der Mutterkuchen des Keims und der daraus entſtehenden jun- 
gen Pflanze anzuſehen, und zur Zubereitung der erſten Nahrung für dieſelbe 
beſtimmt iſt. 
§. 2.18. 
Die Eicheln haben auch das mit andern nußähnlichen Saamenarten ge- 
mein, daß ſie nach ihrer Reife nur eine kurze Zeit ihre Jähigkeit zu keimen be- 
halten, welches vermuthlich daher kommen mag, daß der Keim durch die darin 
enthaltene, zu große Nahrung ſich zu weit entwickelt, als daß er hernach län- 
ger in demſelben Zuſtande gut erhalten werden könnte, ohne aus der Erde dazu 
den ferner nöthigen Zufluß zu erlangen, und daß der in den nußartigen Früch- 
ten befindliche öligte Saft ranzigt wird, welches man an den auf den Eicheln 
ſich zeigenden braunen Flecken ſo wohl, als an dem Welken und Stocken des 
innern Kerns ſehen kann. 
Man muß daher die Eicheln, die man zu den Besaamungen im Frühjahr 
beſtimmt hat, mit ſehr vieler Vorſicht den Winter über aufbewahren, damit die 
darin fortwährende Vegetation des Keims nicht zu ſehr befördert, und nicht 
ganz zerſtört werde. Da nun die Eicheln die Fähigkeit zu keimen nur ſehr kurze 
Zeit und kein ganzes Jahr behalten: ſo behaupten viele Forſileute sehr irrig, 
daß von den geſäeten Eicheln viele erſt in dem zweyten, und ſelbſt in dem dritten 
Jahre, wie man ſolches wohl bey andern Baumſaamen findet, aufgingen, in- 
dem man bey genauerer Untersuchung entdecken wird, daß die ſich erſt im zweys- 
ten oder dritten Jahre zeigenden jungen Keime gewiß keine Kernkeime, ſondern 
ſolche 
  
   
      
    
    
     
  
    
   
    
     
    
     
	        
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