145
solche ſind, welche aus einem Knoſpen, der im erſten Jahre bereits entſtan-
den, aber durch Zufall unbemerkt geblieben oder verbiſſen oder abgeſtoßen iſt,
oder aus verfrornen Kernkeimen ausgeschlagen ſind, man wird alſo an ihnen
keine Kernſtücke entdecken, wie es der Fall seyn würde, wenn der Keim
unmittelbar aus der Eichel entſtanden wäre.
§. .3459.
Der erſte Keim und die Wurzelntriebe ſind in der reifen Eichel ſchon
gebildet, welche nach dem Abfallen derſelben den Winter über ſich mehr und
mehr entwickeln, so daß man bey vielen Eicheln ſchon im December den erſten
Wurzelkeim mit freyem Auge wahrnimmt; dieſer bildet hernach gewöhnlich
eine lange ziemlich ſtarke Wurzel, worauf im Monat April der Keim, bey der
Sommereiche mehr grünlicht, bey der Wintereiche aber mehr röthlich gefärbt,
erſcheinet, man ſehe die Fig. 1. Taf. 5. wiewohl diese Verſchiedenheit von Farbe
des Keims vorzüglich von der wärmern oder kältern Luft, von dem geſchwinden
oder langſamen Keimen, und von der flächern oder tiefern Lage in der Erde
abhängt. Aus dieſem Keim treiben nachher die erſten Blätter aus; die beyden
Kernſtücke der Eichel dehnen ſich bey dem Keimen auseinander und zersprens
gen ihre holzigte Decke. Diese Kernſtücke, welche an ihren obern Enden noch
bis in das zweyte Jahr durch eigene Faſern mit dem Keim und den Wurzeln
verbunden bleiben, verwandeln ſich nicht, wie bey einigen andern Holzſaamen
in die ſogenannten Saamenblätter, ſie bleiben beym Wachſen des Keims in
der Erde, doch erfüllen ſie denselben Zweck, und ſind dadurch als wahre Cotys
ledonen oder Saamenblätter anzuſehen. Bey einer gänzlichen Zerplatzung der
äuſſern holzigten Eicheldecke geſchiehet es aber oft, daß an den, zum Theil auf
der Oberfläche liegenden, Eicheln die beyden Kernſtücke ſich mehr voneinander
entfernen und ſich als wahre Cotyledonen aufheben nnd grünlich färben. Die nach
der Natur gezeichnete Figur 3. auf der zten Tafel ſtellt einen solchen unge-
wöhnlichen Fall vor. i
§. 19.20.
Der aus dem Keime entſtandene junge Trieb pflegt bis zur Mitte des
Junius gewöhnlich fünf Biätter und eine Höhe von ohngefähr vier bis fünf
Zoll zu erhalten, in der Fig. 2. der ten Tafel iſt ein ſolcher dreymonatlicher
Trieb abgebildet. Gegen das Ende des Julius ſcheint derselbe ſich nur zu ers
härten, und ſtatt des graſigten ein mehr holzigtes Weſen anzunehmen , alsdann
erhält er mit dem zweyten Triebe bis gegen das Ende des Auguſts noch wohl
vier bis ſechs Blätter und eine Höhe von zwey bis vier Zoll. An diesem zwey-
q 2 ken