Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

     
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um den Stamm erreicht. Es iſt dieſes den Eichen mnehr, wie allen andern 
Bäumen, eigen, doch findet man es auch bey alten Eſchen und Büchen, jedoch 
nicht so ſtark, vermuthlich weil keine Baumart in dem eben bemerkten Zuſtande 
ihr Leben noch ſo lange zu erhalten im Stande iſt, als die Eichen. Das Ansetzen der 
breitern Jahrsringe an dieſen alten Wurzeln, deren innerer Theil entweder kerns 
faul, oder doch ſo vermaaſert zu seyn pflegt, daß der Zufluß des Safts größ- 
tentheils durch die jüngern Jahrsringe bewirkt werden muß, veranlaſset den uns 
gleichen Zuwachs dieser unförmlichen Wurzeln, und verurſachet das ſcheinbare 
Aufheben derſelben. 
Das äußere Holz an diesen durch ungleichen Zuwachs gleichſam aus der 
Erde gehobenen Wurzeln erhält eine besondere Feſtigkeit gegen die Fäulniß. 
Man ſeeht solche alte Wurzelnreſte, deren Stamm vor vierzig und mehr Jahren 
abgehauen iſt, oft noch in der Erde ſtehen. 
In solchen Gegenden, worin die Eichen nicht vorzüglich ſiark wachſen, ſind 
dieſe Wurzelanhöhen ſtärker, ſo wie ſie überhaupt die fehlerhafce Geſundheit des 
Baums anzeigen, und ihn in mehrerer Abſicht verdächtig machen. 
§.. 2347. 
Da die Wurzeln der Eichen die Eigenſchaft vorzüglich haben, andere Wurs 
zeln und Zweige auszutreiben, und die abgehenden Theile zu erſceten (siehe §. 
229.) so kann das Wurzelgebäude derselben auch durch künſtliche Behandlung 
in mehrer Rückſicht verbessert werden. Es wird daher eine Eiche der, zum 
Beyſpiel, beym Verpflanzen die Pfahlwurzel mit der gehörigen Vorſicht genoms= 
men wird, mehrere Nebenwurzeln treiben, und eine ſolche, der nur ihre wenige 
ſtarke Nebenwurzeln abgeschnitten werden, ein krauſeres und mit mehrern 
Haarwurzeln besetztes Wurzelwerk bilden, wodurch der Baum in der Folge 
weit mehr Fruchtbarkeit erhalten, und aus einem größerm Umfange seines 
Standorts Nahrung an ſich zu ziehen im Stande seyn kann. Es iſt daher der, 
von einem großen Theile der nur gewöhnlich praktiſchen Forſtleute angenommene, 
Satz, daß eine Eiche ohne Pfahlwurzel nicht zu einem ſtarken vollen Baume 
heranwachsen werde, äußerſt falſch ; im Gegentheil wird jeder, der ſich nur eine 
geringe Mühe geben will, ſich praktiſch überzeugen können, daß ſowohl Eichen, 
als andere Bäume, welche bey einer ſtarken Pfahlwurzel nur wenige Nebenwurs 
zeln haben, in den mittlern Jahren ihres geſunden Lebens weniger ſtark wachſen, 
als andere, die ein regelmäßiges, mit vielen Nebenäſten besetztes Wurzelgebäude 
haben, indem ſie mit dieſem die aus der Atmoſphäre , von Thau und Regen 
nur 
     
    
      
     
   
    
   
    
    
    
     
	        
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