Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

159 
nur bis auf eine geringe Tiefe unter die Oberfläche der Erde täglich friſch eins 
dringende, vorzüglich fruchtbare Nahrung reichlicher genießen, dahingegen die 
Pfahlwurzeln nur die in der Tiefe ſich einmal befindliche Fruchtbarkeit anziehen 
können. Man findet daher auch nur in den erſten jugendlichen Jahren an der 
Eiche ſtarke Pfahlwurzeln, und besonders an denen, welche auf einem tief frucht- 
baren Grunde stehen ; in den ſpätern Jahren aber erhält dieſe Wurzel nur einen 
geringen Zuwachs. Es verſtärken sich alsdann durch den mehrern Zufluß des 
Safts die obern größern Nebenwurzeln, und gewöhnlich, wenigſtens ſehr oft, 
ſtirbt die Pfahlwurzel ganz ab, welches ich an vielen vom Winde umgeworfenen 
und an ausgerodeten Eichen und anderen Bäumen bemerkt habe. 
§. 248. 
Die Eichen, welche von ihrer Jugend an ein freyes, ungehindertes und 
gutes Wachsthum genoſſen haben, treiben ſehr in die Aeſte ; ſie breiten ſolche 
weit aus, und bilden alsdann sehr aſtreiche Kronen; doch ſind diese nicht so 
dicht mit Zweigen besetzt, und auch lockerer beblättert, als es bey ähnlichen Ums 
ſtänden die Kronen der Rothbuchen oder Linden ſind; die Eichen verdumpfen 
und erſticken daher das unter ihnen ſtehende Gras oder Unterholz weniger, 
als jene Holzarten. 
Viele, beſonders die ältern untern Aeſte vongeringerer Stärke, ſißen an dem 
Stamme in einer Lage, die ſich oft dem rechten Winkel sehr nähert, ſo, wie 
überhaupt das ganze zackigte Aſtwerk einer bejahrten Eiche, viele ſcharfe Wins 
kel macht, und im Ganzen den Bäumen ein großes maleriſches Anſsehn giebt. 
§. 249. 
Die in gutem Wachsthum ſtehenden Eichen treiben in den erſten fünf und 
zwanzig bis funfzig Jahren, wie alle Baumarten, mehr in die so genannten 
Waſſer- oder Holzloden, und setzen bis dahin nur weniges und gewöhnlich uns 
reifes Fruchtholz an ; so wie ſie in den ſpätern Jahren ihren Zuwachs mehr 
und mehr, und in ihrem hohen Alter faſt ganz allein, in das Fruchtholz treiben. 
Bey kränklichen, fehlerhaften, auf einem magern, oder ſonſt wenig fruchtbaren 
Boden ſtehenden Eichen erſcheint der Trieb ins Fruchtholz oft fchon in den 
erſten Jahren, und findet man ſelbſt in den Pflanzſchulen unterdrückte verbuts 
tete Stämmchen, welche Früchte tragen, und dadurch ein frühzeitiges Alter ans 
zeigen. 
Er ſter Theil) : X An 
    
    
    
   
  
   
    
    
  
   
     
     
   
   
      
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.