Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
  
    
    
    
   
  
    
   
   
    
   
   
    
    
      
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chem Falle solche, eigentlich widernatürliche, geringe und ſchwächliche Sproſſen 
nicht den Grad von Reife erhalten, der ihnen zum Fruchttragen für das nächſte 
Jahr nöthig wäre, und oft ſchon im Herbſt vertrocénen, oder bey der erſien 
Kälte verfrieren. 
Durch den jährlichen Anwachs neuer Fruchtreiſer entstehen in einigen 
Jahren an den Eichen die besonders zackigten und mit feinen Reiſern reich bes 
ſetzte Fruchtholzäſte, welche oft in zwanzig und mehr Jahren kaum die Länge 
von drey Fuß erlangen, und deren Holzfaſerntextur mit der von jenen kleinen 
ê Fruchttrieben gleich zu seyn ſcheint. Von diesem Fruchtholze vertrocknet an den 
Bäumen von Jahr zu Jahr ein großer Theil, wodurch denn die Aeſte, vorzügs 
lich von ihrem dickern Ende an, ſich nach und nach reinigen, ſo daß diese 
Fruchtholzbüſchel nur an den äuſſern Enden derſelben, wo ſie die mehrſte Luft 
haben, langſam fortwachsen. 
§. . /250. 
An den geringern abgeworfenen Fruchtäſtchen findet man an dem 
Orte ihrer ehemaligen Verbindung eine gewiſse roſenartige Articulation, die 
vollkommen derjenigen gleicht, die man an dem untern Ende der Eichel und 
auf den Stielen der in voller Reife abgefallenen Früchten wahrnimmt. 
Mit dieser Articulation ſcheint die Natur also das Abwerfen des überflüſſt- 
gen Fruchtholzes erleichtert zu haben. 
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Das Holz von den Aeſten der Eichen hat bey weitem nicht die Härte, 
Feſtigkeit und Federkraft des Stammholzes. Das Röhrengewebe iſt zwar 
in beyden gleich, jedoch in jenem erſcheinen die Holzröhrchen offener, weni- 
ger erhärtet und mit mehrerm Zellengewebe verbunden, als an diesem. Auch 
iſt an den Aeſten verhältnißmäßig mehreres und an ſich viel unreiferes 
Splintholz, als an dem Stamme. Das Aſtholz iſt überhaupt nicht so ges 
radegängig; es läßt ſich nicht so glatt verarbeiten; es widerſteht der Fäul- 
niß weniger; es giebt eine schlechtere Kohle und ſteht in allen guten Eis 
genschaften dem Stammholze weit nach; doch findet man auch hiervon 
ſowohl unter den Aeſien eines Baums ſelbſt, wie auch an der Art der 
Eichen, einen ſehr merklichen Unterſchied. So ſîind die untern großen, 
ſtarken, oft gabelförmigen Aeſte oder ſogenannten Zwielen einer dicken Eiche 
viel härter wie die obern geringen Aeſte, und an Güte ſehr wenig von 
dem Stamme unterſchieden, und auch das Holz der dickern Aeſte von einer 
zähen Wintereiche oder auch von einer auf dem Gebirge geſtandenen Som- 
X. 2 mers 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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