Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
    
    
    
   
    
  
  
   
   
   
    
   
     
    
        
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darin zu größerer Stärke gelanget; im entgegengeseßten Falle aber wird eine 
im flachen Lande oder in einem warmen Thale gezogene Eiche nicht auf den Hö- 
hen in den kalten Gebirgsforſten fortkommen, weil ſie darin nicht gegen die kal- 
ten Winde geſchützt ſteht. 
§. 293. 
Eine der vorzüglichſten Eigenschaften eines guten Pflänzlings beſteht darin, 
daß derſelbe nach dem Ausroden eine hinlängliche Menge unbeſchädigter Wurs 
zeln behalten hat, daß dieſe. die gehörige Lage haben, und mit vielen Haarwurs 
zeln beſet ſind. Es ſind deswegen die Pflänzlinge mit ſtarken Pfahlwurzeln, 
oder mit einzelnen nur an einer Seite herausgewachſenen ſtarken Nebenwurzeln 
zum Verpflanzen untauglich, weil solche Wurzeln beym Ausroden sehr beſchäs 
digt und gewöhnlich faſt ganz abgehauen werden müſſen. 
Dergleichen ſtarke Hauptwurzeln haben auch nahe am Stamm nur wenige 
Nebenwurzeln, so, daß durch solche Beſchädigung oft das ganze Wurzelgebäude 
ſo geſchwächt wird , daß der Baum auch in dem beſten Boden nicht angehen 
kann. 
§. 294. : 
Der Stamm eines Pflanzheiſters muß jung, gerade, geſund, unbeſchä- 
digt, ſtämmigt, nicht zu lang und nicht zu ſchwankend seyn; alle krumme, ver- 
wachſene, krebſigte, ſtarkbemooſte oder ſehr beſchädigte Stämme sind also zum 
Verpflanzen zu verwerfen, weil dadurch das ihnen bereits eigene Uebel nur noch 
mehr verſchlimmert werden würde. Die zu langen, schwankenden Stämme, 
welche ohne Pfahl ſich nicht gerade halten, und beym Winde und Rauhreif, ja 
ſelbſt durch ihre eigene Beblätterung ſtark gebogen werden, taugen dazu ebens 
falls nicht. Vor allem aber muß man ſich hüten, alte, vermaaserte , unters 
drückt geſtandene Stämme zu verpflanzen, welche nur bey ihrem kümmerlichen 
Leben noch ihr ſchwaches heiſterähnliches Ansehen behalten haben , und durch 
ihre runzlichte, aufgesprungene Borke, ihre zwergmäßige Großjährigkeit bezeus 
gen. Zum Beyſpiel von unsinnigen Pflanzungen dieser Art kann ich die ans 
führen, mit denen man sich im Neuhäuſer Oberforſtreviere seit mehrern Jahren 
gequält hat, zu welchen man die unterdrückten Eichenheiſter aus alten funfzigjäh- 
rigen Zuſchlägen genommen, und, weil ſe oben und unten faſt gleich dick, und 
über dreyßig Fuß lang ſind, auf die Hälfte abgehauen, und dann in den dortis 
gen Moorboden mit ihren nackten Wurzelſtümpfen eingerodet hat. Diese psle- 
gen alsdann, .wenn ſie nicht gleich vertrocknen, die erſtern zehn Jahre kümmers- 
A g 23 lich 
r 5 .:: :::: E 25 722 §. 
  
  
  
  
 
	        
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