205
pflanzbaren Heiſtern sehr selten ſtarke und ſ{äbliche Pfahiwurzein; es wird
dort daher nur bey ſolchen Heiſtern mit Nutzen angewendet, welche man auf
Triften und an die Wege beſtimmt, wozu ſtärkere Stämme erfordert werden,
die man ohne dieſe Vorkehrung nicht anders, als mit ihrem Schaden, verpflanzen
kann. Deſto nöthiger aber iſt ein solches Verpflanzen junger Loden in die
Pflanzſchulen faſt in allen hieſigen Forſten des platten Landes, wo die unver-
pflanzten Heiſter ſehr ſtarke Pfahlwurzeln zu treiben pflegen.
Ein jeder, der ſich auch nur etwas mit Baumpflanzen abgegeben hat,
wird den großen Nuten eines ſolchen doppelten Verpflanzens einsehen, und wer
daran zweifelt und ſich von der Wahrheit dieſes Satzes zu überzeugen wünſcht,
den muß ich zu unſern Gehägereuter Haarmann, in die erſte Holzminder Forſt
verweiſen, wo er überführende Beweiſe davon finden wird.
§. gart.
Vn jedem Eichelkampe werden zwiſchen den ſchönſten geraden Stämmen
auch viele krumme, verwachſene, unterdrückte zurückbleiben, welche bey dem
Ausroden der erſtern mit aufgenommen werden müſſen, und mit großem Nutzen
reihenweiſe in die Pflanzſchulen wieder gepflanzt werden können. Diese werden
dabey anderthalb bis zwey Fuß lang abgeschnitten, und bleiben dann zwey bis
drey Jahre ſtehen, während welcher Zeit ſie wieder viele friſche Triebe und
Wurzeln geſchlagen haben, worauf ſie im dritten oder vierten Jahre kurz vor
dem Ausſchlagen der Blätter dicht über der Erde mit einem ſcharfen Meſſer
abgeſchnitten werden müſſen. Hierauf treiben in dem folgenden Sommer aus
den Stämmen mehrere ſtarke Loden, von welchen die größeſte, nachdem die
übrigen das folgende Jahr abgeschnitten worden, den künftigen Stamm bildet,
und in wenigen Jahren an Stärke ſelbſt oft die übertrift, welche als die beſten
und ſtärkſten auf ihrem erſten Stande ſtehen geblieben sind.
Dieſe Art von Behandlung erfordert aber einen fur die Eiche fruchts
baren Grund und Boden, wenn ſie gehörig gerathen sol. In ſchlechterm
Boden, wenn man denſelben nicht in etwas verbeſſern könnte , müſſen die
Stämme auch wohl um ein Jahr länger unabgeſchnitten ſtehen bleiben,
damit ſie erſt mehrere Triebskraft erreichen. Nach dieser von dem berühm-
ten du Hamel vorzüglich angeprieſenen und unter dem Namen von Rece-
piren bekannten Heiſtererziehungsmethode stehen jeßht faſt in allen hieſigen
Forſten, in welchen die Eichenpflanzung mit Eifer betrieben wird, hoffs
nungsvolle Pflanzſchulen und vorzüglich in einigen Eichelkämpen der erſten
Holzminder Forſt eine große Menge acht bis neunjähriger Pflänzlinge, und
bereits