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unvollkommen, wenn sie im Sommer viele Blätter verlieren, so wie ſie
auch wäſſerigte, unſchmackhafte Früchte liefern, wenn man ihnen im Herbſte
viele Blätter nimmt, weil dadurch die verhältnißmäßige Ausdünſtung ges
ſtört wird.
Dicke fleiſchigte Blätter dünſten weniger aus, und sind solche dem
Anſcheine nach mit mehrern Anziehungsorganen versehen, als dürre feine
Blätter. Jené Pflanzen, die aus der Wurzel wenig Nahrung zu ziehen
Gelegenheit haben, ſind alſo mit dicken Blättern verſehen, wie der Miſtel,
der Epheu; so wachſen unter den Pflanzen die Aloe- und die Serpens - Arten
in dem dürreſten Staube; das bekannte Hauslauch auf den trocknen und in
Sommer oft heiſſen Dächern; und eine andern Pflanzen kaum hinlängliche
Feuchtigkeit iſt ihnen oft nachtheilig.
Die Blätter der Bäume und ſonſtigen Gewächse ſind, so wie in ihrer
Geſtalt, auch in ihren übrigen Eigenſchaften sehr verſchieden, und ſind die
heilſamen und zum Theil äuſserſt giftigen Wirkungen in der Medicin sehr be-
kannt, welche leztere, auch oft nur von der Verſchiedenheit ihres Genuſſes, auf
Menſchen und Thiere haben. So werden z. B. die Blätter des Kirſchlorbeers
(Laurus ceraſus’) wenigſtens in geringer Menge unſchädlich in Milch gekocht,
um derselben einen mandelartigen angenehmen Geſchmack zu geben. Dahins
gegen das über dieselben deſtillirte Waſſer ein sehr ſchnelltödtendes, gefährliches
Gift iſt, dergleichen ſich noch neuerlich der berüchtigte Goldmacher in England,
Doctor Price, zu ſeiner Selbſtvergiftung zubereitet hatte. Die Blätter des
Taxus enthalten ein gefährliches Gift, wenn der Saft in Wunden kommt,
dahingegen ſie von einigen Thieren ohne Nachtheil gefreſſen werden. Von
der besonders wohlthätigen Wirkung der Blätter auf die Reinigung der
Luft, und vorzüglich von der Verbesserung dieser durch jene, wenn ſie
durch das Ausdünſten der Blumen verdorben iſt, hat Ingenhousz in seinem
oben angeführten Buche: Experiences sur les Vegeraux einige merkwürs
dige Erfahrungen und Versuche bekannt gemacht.
Da die Blätter überhaupt das Vegetationsgeschäft der Bäume vor-
züglich befördern, ſo hat auch die Natur solche Theile des Baums reicher
damit beſelzt, für welche eine mehrere Verfeinerung der Nahrungsſsäfte
nöchig iſt. Man ſieht daher an dem Fruchtholze und an den Fruchtknos
(Erſter Theil.) G ten