Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
    
    
   
  
   
  
    
    
   
    
    
    
    
     
  
49 
unvollkommen, wenn sie im Sommer viele Blätter verlieren, so wie ſie 
auch wäſſerigte, unſchmackhafte Früchte liefern, wenn man ihnen im Herbſte 
viele Blätter nimmt, weil dadurch die verhältnißmäßige Ausdünſtung ges 
ſtört wird. 
Dicke fleiſchigte Blätter dünſten weniger aus, und sind solche dem 
Anſcheine nach mit mehrern Anziehungsorganen versehen, als dürre feine 
Blätter. Jené Pflanzen, die aus der Wurzel wenig Nahrung zu ziehen 
Gelegenheit haben, ſind alſo mit dicken Blättern verſehen, wie der Miſtel, 
der Epheu; so wachſen unter den Pflanzen die Aloe- und die Serpens - Arten 
in dem dürreſten Staube; das bekannte Hauslauch auf den trocknen und in 
Sommer oft heiſſen Dächern; und eine andern Pflanzen kaum hinlängliche 
Feuchtigkeit iſt ihnen oft nachtheilig. 
Die Blätter der Bäume und ſonſtigen Gewächse ſind, so wie in ihrer 
Geſtalt, auch in ihren übrigen Eigenſchaften sehr verſchieden, und ſind die 
heilſamen und zum Theil äuſserſt giftigen Wirkungen in der Medicin sehr be- 
kannt, welche leztere, auch oft nur von der Verſchiedenheit ihres Genuſſes, auf 
Menſchen und Thiere haben. So werden z. B. die Blätter des Kirſchlorbeers 
(Laurus ceraſus’) wenigſtens in geringer Menge unſchädlich in Milch gekocht, 
um derselben einen mandelartigen angenehmen Geſchmack zu geben. Dahins 
gegen das über dieselben deſtillirte Waſſer ein sehr ſchnelltödtendes, gefährliches 
Gift iſt, dergleichen ſich noch neuerlich der berüchtigte Goldmacher in England, 
Doctor Price, zu ſeiner Selbſtvergiftung zubereitet hatte. Die Blätter des 
Taxus enthalten ein gefährliches Gift, wenn der Saft in Wunden kommt, 
dahingegen ſie von einigen Thieren ohne Nachtheil gefreſſen werden. Von 
der besonders wohlthätigen Wirkung der Blätter auf die Reinigung der 
Luft, und vorzüglich von der Verbesserung dieser durch jene, wenn ſie 
durch das Ausdünſten der Blumen verdorben iſt, hat Ingenhousz in seinem 
oben angeführten Buche: Experiences sur les Vegeraux einige merkwürs 
dige Erfahrungen und Versuche bekannt gemacht. 
Da die Blätter überhaupt das Vegetationsgeschäft der Bäume vor- 
züglich befördern, ſo hat auch die Natur solche Theile des Baums reicher 
damit beſelzt, für welche eine mehrere Verfeinerung der Nahrungsſsäfte 
nöchig iſt. Man ſieht daher an dem Fruchtholze und an den Fruchtknos 
(Erſter Theil.) G ten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.