§2
Zweige Dornen. Die Blätter der Hülse ſtechen auf allen Ecken mit ſcharfen
Dornen. Die Reoßkaſtanien und die Büchen haben ſtichclichte Fruchthüllen.
Man findet die Dornen an vielen Holzarten doch nur an den jungern
Zweigen der Bäume und Stauden; an den ältern vertrocknen ſie und fallen ab.
Bey einigen Holzarten dauern ſte mehrere Jahre.
Die Dornen ſcheinen auch nur in den äussern Rindenlagen mit einen zels
lenartigen Gewebe verbunden zu ſeyn, wie man es an der wilden Rose beym
Abbrechen der Dornen am beſten ſehen kann. Die Stacheln aber ſind an vielen
Holzarten, zum Beyſpiel am Weiß- und Schwarzdorn mit dem Holze ſelbſt
verbunden, und kann man bey einer nähern Unterſuchung finden, daß ſie mit
den Jahresringen 'verwachſen sind. An ältern Zweigen aber pflegen ſie bey
einigen Holzarten ganz, oder bey andern zum Theil, zu vertrocknen,
Der eigentliche Nutzen dieſer Dornen und Stacheln iſt uns, ſo wie huns
dert andere Dinge in der Pflanzenkunde, unbekannt : ſie ſcheinen zur Beſchüz-
zung der Pflanzen gegen das Vieh und dergleichen Anfälle vorzüglich zu dienen;
man bemerkt daher auch an einigen Gewächſen, daß die Stacheln derſelben auf
eine empfindliche Art ſtechen und gleichſam giftig ſind, wie das Brennen der
Nesseln und das Stechen einiger Diſtelarten es vermuthen laſſen.
Der Nutzen der an einigen rankenartigen Stauden befindlichen Griffel
und Haken aber iſt auffallender, indem ſte ohne dieſe nicht an andere, ihnen zur
Unterſtüßung nöthige, Gegenſtände ſich anſchlingen könnten.
x An einigen rankigten Stauden ſind dieſe Haken länger und fleiſchigter, wie
am Weinſtock, an andern ſind ſte kürzer und dürrer, wie am Epheu. Alle der-
gleichen Haken oder Griffel ſcheinen aber nur ein Jahr grün zu ſeyn , hernach
verdorren ſie, behalten aber demohngeachtet noch oft einige Jahre lang Feſtigs
keit genug um der Staude nützlich zu ſeyn.
Unter der Rinde befindet ſich der feſteſte und größeſte Theil der Bäume,
das Holz, welches ihnen gleichſam ſo, wie die Knochen den thieriſchen Körpern,
zur Stühe und Selbſthaltung dient; es beſteht aus einem Gewebe von Luft-
und Safcröhren. Unter den leztern bemerkt man verſchiedene größere und kleinere,
die zum Theil mehr oder weniger, zum Theil dickern und wäſſerigten Saft ents
halten, wie man es in der Saftzeit, beſonders im Frühjahr, beym Durchſchneis
den und bey mäßigem Zuſammendrücken der jüngeren Zweige deutlich ſehen kann.
Von diesen Röhren und röhrartigen Gefäßen geht eine Klaſſe, und zwar
der größeſte Theil derſelben, der Länge des Stammes, der Zweige und Wur-
zeln