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Sehr viele Zufälle können den Saft in den Bäumen verderben, sowohl
ein Mangel der den Bäumen nöthigen Nahrung, als ein zu großer Ueberfluß der-
selben. Im erſtern Falle kann der Baum nur ſchwache ſchmachtende Reiſer treis
ben, und die Holztheile erhärten alsdann zu sehr, so daß ſie nach und nach ganz
austrocknen und verbutten. Jm zweyten Falle aber treiben die Bäume zu ſtark,
ihr Holz erhält nicht die gehörige Härte, und ſehr oft entſtehen bey einigen
Holzarten, als besonders an Kirſchen und Pflaumenbäumen daraus Stockungen
und Absätze zwiſchen Holz und Borke, woraus der Saft hernach, als eine Ark
von Harz oder Gummi herausfließt. Der Ort, wo dieses geschieht, wird da-
von brandigt und krebſigt, und wenn man diesem Uebel, besonders an den Obſts
bäumen, nicht mit Ausſchneiden und mit Pfropfleimen oder Baumwachs und
Abänderung der zu vermuthenden Veranlassung dieses Uebels zu Hülfe kommt,
oder der Baum ſich durch seinen ſonſt guten Wachsthum nicht ſelbſt hilft, und
den Schaden überwächſt, ſo pflegen die Bäume davon zu vergehen und nzth
und nach abzuſterben.
Auch kann üble Nahrung, als. zum Beyſpiel laugenartiges Waſſer , den
Saft derſelben verderben, und besonders den Wurzeln nachtheilig werden, vor-
züglich aber iſt unvermoderter Miſt und zu friſcher Dünger den Wurzeln ſchäd-
lich, weil durch deſſen Fäulung die feinen Haarwurzeln, als die vorzüglichſten
Nahrungswerkzeuge, oft mit in Fäulniß übergehen und verderden. Sollte man
ſich genöthigt sehen, diesem oder jenem Baume einen ſtärkern Trieb zu verſchaf-
fen, ſo muß deswegen dergleichen Dünger in der gehörigen Entfernung von den
Wurzeln angebracht werden.
Auch der Mangel an der nöthigen Luft kann dergleichen Stockungen des
Safts veranlaſſen, wie man es an den Bäumen und vorzüglich an den Obſtbäus
men bemerken wird, die unter andern Bäumen unterdrückt ſtehen und daher
häufige sogenannte Krebsflecken bekommen, wovon oft ſtarktreibende Bäume
abſterben, wie davon ein mehreres bey der Beſchreibung der anzulegenden
Pflanzſchulen vorkommen ſoll.
§. : 126.
An einigen Bäumen iſt auch oft die Art und Weiſe, wie dieselben aufges
wachſen ſind, und die dadurch erhaltene Eigenheit als Schwäche und Krankheit
anzuſehn, die es an ſich nicht im allgemeinen iſt; ſo iſt zum Beyſspi-l der in eis
nem ſtarken Dickigt erwachſene Baum als ſchwach und kränklich anzuſchen, weil
er aus Mangel der nöchigen Luft nur einen ſchwachen Stamm und wenige Aeſte
treis