Full text: ... welcher die Beschreibung der Fichte enthält (Zweiter Theil)

  
  
    
T IO 
Dabei aber räumten doch die Anhänger dieser Hypothese es gern 
ein, daß diese sämmtlichen Bäume mit ihrer heimlichen Krankheit denn 
doch wahrscheinlich ihre volle Stärke und ein ehr hohes Alter würden 
haben erreichen können, wenn der leidige Wurm sie in Ruhe gelassen hätte, 
das heißt denn ohngefähr eben so viel, als wenn man einen gesunden 
' jungen Menſchen, den man mit Gewalt überführte, daß er eine heimliche 
Colik hätte, von der er zwar bis in ſein achtzigſtes Jahr nichts empfinden 
möchte, an jedem andern ihm indeſſen zuſtoßenden Uebel ohne Hülfe 
ſterben lassen wollte. 
§. 123. 
Dieser damals vorzüglich berüchtigte Streit ift übrigens für den 
praktischen Forſtmann und für das allgemeine Wohl überhaupt nicht so 
gleichgültig, als wenn etwa die Gelehrten in andern Fächern ſich über 
Dinge zanken, deren Entscheidung für uns und. unsere Seelenruhe immer 
unausgesett bleiben magz er iſt vielmehr alsdann von der größten Wich- 
tigkeit, wenn die nöthige Fürsorge, welche in dem forſtmäßigen Betriebe 
des Nadelholzes gegen den überhand nehmenden Käfer ſtets genommen 
werden muß , sowohl, als die ſchleunigen Maaßregeln bei der Entstehung 
einer gefährlichen Wurmtrockniß selbſt, davon abhangen. Denn bei der 
Meinung, daß der Käfer nur kranke Bäume angreifen sollte, bleibt uns, 
da wir sie doch von ihrem heimlichen Uebel nicht befreien können, eigent- 
lich gegen den einreißenden Wurmfraß nichts übrig, als daß man dabei 
auf eine vortheilhafte Benutzung des trocken gewordenen Holzes bedacht 
iſt, übrigens aber den Käfer, bis er aus Mangel kranker Bäume ver- 
hungert, fortwirthschaften läßt, und ſich dabei mit der guten Hoffnung 
einſschläfert, daß, wenn endlich die krank seyn sollenden Bäume einmal 
als Trockniß weggeräumt seyn würden, unsere Nachkommen der dritten 
oder vierten Generation denn doch recht gesunde Fichten behalten würden, 
wie die Vertheidiger der heimlichen Krankheit es damals behaupteten, ein 
Troſt, der mir gerade so vorkommt, wie jener eines alten Kutſchers in 
Weſtphalen, der beim Abbrennen des adelichen Hofes die Ratten pfeiffen 
hörte, und gelassen seinen gnädigen Herrn damit tröſtete , daß, wenn es 
noch einmal so kommen möchte, ſie doch wohl endlich die böſen Ratten 
  
   
    
    
   
    
    
    
   
    
   
    
   
    
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.