Full text: ... welcher die Beschreibung der Fichte enthält (Zweiter Theil)

     
    
    
     
     
    
   
    
   
    
   
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Einigermaaßen kann man die Hoffnung auf eine künftige gute Saa- 
menerndte schon im Herbſte vorher auf die volle Ausbildung der alsdann 
dickeren Fruchtknoſpen gründen, und die Köhler und Holzhauer nehmen es 
für ein besonderes gutes Zeichen, wenn im Spatherbſte oder Winter un- 
ter vielen Bäumen häufig kleine Aestchen liegen, die man sonst nur ein- 
zeln unter sehr wenigen Fichten zu finden pflegt. 
Der gewöhnliche Forſtmann hält dies Abfallen solcher Aestchen für 
eine von dem Baume selbſt erfolgte Wirkungz dies glaubte auch der Pro- 
feſſor Gle d it sch, der darüber die erſt nach seinem Tode gedruckte oben 
angeführte kleine Abhandlung hinterließ, womit er mich verleitete, in mei- 
ner kleinen Schrift: über das Verfrieren der Bäume int Jahre 1789 
seiner Meinung zu seyn, mit der ich aber nach genaueren darüber ge- 
sammleten Bemerkungen jetzt nicht übereinſtimmen kann. 
§. 4x2-. 
Dieses Abfallen der kleinen Zweige entsteht in den Harzforſten ge- 
wöhnlich am Ende Septembers bis im December ; auch im Frühjahr vor 
dem Ausbruche der Blüthen, vorzüglich alsdann, wenn in der Zeit noch 
Schnee liegt. Es giebt Jahre, wo man ſolche abgefallene Aeſtchen höchſt 
einzeln, andere, wo man unter einigen doch aber nur unter wenigen Bäu- 
men, davon eine so große Menge findet, daß der Boden damit , wie eine 
grüne Decke überlegt iſt. Es sind die kleinen, ohngefähr einen bis vier 
Zoll langen, Nebensproſſen oder Zweigelchen der stärkeren letztjährigen 
Triebe, mit den sie mit einer leicht ablößbaren zellenartigen Rinden - Arti- 
kulation zuſammen hängen z an den Spitzen derselben sind ein auch wohl 
mehrere doch nur männliche Blüthen enthaltene Knospen befindlich. 
Bei ‘einer genaueren Untersuchung dieser Zweigelchen wird man sie 
bis auf die oberen Knospen noch unbeschädigt , diese aber jedoch dergestalt 
ausgefreſsen finden, daß nur die Knospenhülse erhalten iſt und der Knospen 
selbſt unbeschädigt zu seyn das Ansehen hat. Meine Vermuthung, daß - 
dieſes Ausfreſſen durch Vögel, als Finken, Meisen und dergl. geschehen 
möchte, wurde auch bald bestätigt, indem ich einſt mehrere dergleichen 
Gäſte, besonders aber die sogenannten großen Kernbeißer oder Fichten- 
hacker (Loxia enucleator, Linn.) auf einer Tanne beschäftigt, und solche 
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