Full text: ... welcher die Beschreibung der Fichte enthält (Zweiter Theil)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
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Vor allem muß man sich hüten, nicht bei naſſen Wetter zu pflan- 
zen, weil dabei die Wurzeln zu sehr zusammen geklebt werden; auch nicht 
geſtatten, daß die Pflanzen zu stark angetreten werden, weil dadurch von 
den Wurzeln die Borke, besonders im Frühjahr, leicht abgeschält wird. 
Leider ! sind aber solche Vorsichten leichter zu predigen und vorzuſchreiben, 
als in jenen Harzwäldern auszuführen, wo zu den weitläuftigen Pflan- 
zungen eine große Anzahl Menschen genommen werden muß, die während 
der Pflanzzeit gewöhnlich Familienweiſe mit Frau und Kindern zu Holze 
ziehen, die Woche über auf den Gebirgen bleiben, und dann erſt Freitag 
Nachmittag zu Hause ziehen, um Sonnabend und Sonntag ihre häus- 
lichen Arbeiten abzuthun, und mit ihren Nahrungs - Vorräthen Montag 
wieder im Holze anzufangen. Unter diesen Menſchen arbeiten viele mit 
gehöriger Ordnung, viele aber bekümmern sich wenig darum, was aus 
ihrer Arheit wird, ſtopfen und treten die Pflanzen zwischen den Gras- 
torf herein. Man kann auch bei jedem Regen , und besonders beim dor- 
tigen näſſenden Nebel, nicht gleich die Arbeit aufgeben, es wird also 
damit fortgeschmiert, wobei denn freilich die Pflanzungen unmöglich so 
gerathen können, als man's bei besserer Bearbeitung erwarten kann. 
Indessen gehts mit solchen Pflanzungen am Harze immer noch so 
ziemlich leidentlich zu. Zu meiner größten Verwunderung habe ich dort 
äußerſt mißhandelte Pflanzhörſte sich wieder erholen und grünen, dagegen 
aber auf dem platten Lande oft mit Fleiß gemachte Fichtenpflanzungen 
mißrathen gesehen. Die Fichte scheint in jenen Gebirgen mehr einheimisch 
zu seyn; auf den bepflanzten Blößen, wo schon mehrmals Fichten ge- 
ſtanden, findet sich die ihnen angemessene Pflanzen- Erde, und die dortigen 
faſt täglich näſsenden starken Nebel tragen zu ihrer Erhaltung während 
der Zeit, daß sie durch ihre oft größtentheils verdorbene Wurzeln noch 
wenig Nahrung anziehen können, das meiſte bei. Man findet daher auch 
auf den Gebirgen die Pflanzungen oft sechs und mehrere Jahre lang gelb 
und elend bleiben, und sich endlich doch noch erholen, dagegen sie ſich. 
auf dem platten Lande in einem solchen Zuſtande kaum ein Jahr zu er- 
halten pflegen. 
Es muß sich daher ein auf dem Harze erſt angehender Forſtmann 
keineswegs durch das übele, kränkliche Aussehen seiner auch mit Fleiß 
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