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schlossene Verträge beſtimmen. Dieserwegen sieht man dort auf abgetrie-
benen Fichtenheyen oft hin und wieder einzelne alte Eichen, Büchen,
Ohren und dergleichen Bäume ſtehen, welche zum Beweise dienen, daß
der Hey vormals ein gemischter Nadel- und Laubholzort gewesen sey,
und deswegen von den Hude - Interessenten geschont werden müſse.
Dieser beispielloſe Mißbrauch der Waldhude rührt noch aus jenen
Zeiten her, wo man die nicht geachteten Holzungen als unverwüſtbar
und als ein jedem ganz nach seiner Willkühr zu benutzendes gemeinſchaft-
liches Eigenthum ansahe, und iſt besonders durch die dortige vormals
zwischen den Fürſtl. Braunschweigiſchen Häusern beſtandene Gemeinschaft
bis auf neuere Zeiten erhalten, und so deren Abstellung auf manche Weise
bisher erschwert worden. In alten Zeiten war der Harz noch weniger
bebauet , und die jetzt davor liegenden großen Dörfer bestanden größten.
theils nur aus einzelnen Häuſern; des weidenden Viehes war alſo damals
viel weniger als jetzt, und bei dem übermäßigen Reichthum an Holze
war also auch damals der Nachtheil einer unforſtmäßigen Behütung zu
unmerklich, als daß man sich darum sonderlich bekümmert haben ſ=ollte.
Wo damals einige einzelne Kühe und Köhlerpferde umhergiengen, da sieht
man jetzt aber ganze Heerden weiden, denn viele Weide - Interessenten
nehmen neben dem eigenen Viehe 20, 30, und mehrere Stück in die
Weide. Es sind in neuern Zeiten dort auch herrschaftliche Viehhäuſer
und ein zahlreiches Geſtütte angelegt, und jeder Huhde - Interessent , sich
wenig um die Forſtbeschädigungen bekümmernd , läßt dahin treiben, wo
das Vieh die beſte Graſung antrifft, alſo auf die neuerlich entstandene
Blößen und junge nicht zu schonenden Fichtenheye, und demohngeachtet
sieht man großentheils solche unmerkbar dadurch beschädigt heranwachsen,
woher denn durch ſolche praktisch überführende Beispiele die Behauptung,
daß dem jungen Fichtenanwuchse die Behütung mit Rindvieh und Pferden
forſtmäßig nicht sehr nachtheilig sey, allerdings begründet wird, um so
mehr, da es sogar dort nicht an Beispielen fehlt, wo der junge Fich-
tenbeſtand durch Behütung augenscheinlich begünstigt worden, und dagegen
manche hudefreie Fichtenorte durchs zu hohe Kraut gelitten haben.
Hingegen fehlts aber dort denn auch nicht an Beispielen, wo der
beſtgerathen gewesene Fichtenanflug nur durch übermäßige Viehhude ver-