Ich selbst zwar weiß noch nicht, wie phönizische Kunst aussieht, aber sicher weiß ich, daß römische
nie so aussehen wird. — Bohls wird, sobald er fertig, im Saal des „Englischen Gartens“ zu Lehe,
seiner Wohnung fast gegenüberliegend, vor einer Ausstellung des ganzen Fundes einen Vortrag hal-
ten und dann — mit den beiden Urnen nach Berlin, das die Hände überm Kopfe zusammen schla-
gen wird.“ — Aus seinen Worten klingt das Erstaunen und die Freude des Verfassers der „römischen
Schlendertage und des Marschenbuches über die durch Dr.Bohls in der Marsch Land Wursten
gehobenen Funde, die in archáologischen Kreisen und im Lande selbst viel Aufsehen erregten, Wir
ersehen weiter aus ihnen, wie wenig Allmers, dem Kenner der Kunst des italienisch-rómischen Bo-
dens, Erzeugnisse aus der provinzialromischen Rheingegend, mit denen wir es zu tun haben, bekannt
waren. Dr. Bohls hat damals schon in seinem Vortrage richtig darauf hingewiesen, daB diese Gefäße
rómischen Ursprungs seien.
Auf der erwähnten Morgensternversammlung in Lehe teilte Allmers zum Schluß eine schrift-
liche Anregung des früheren Stadtdirektors von Bremerhaven Gebhard mit. Dieser sprach den Wunsch
aus, daß die so wichtigen Fundgegenstände nicht in ein fernes Museum kämen, sondern in der
Heimat eine wiirdige Unterkunft finden möchten. Dr, Bohls unterstrich diesen Wunsch nach einem
Museum an der Unterweser, das dann bald darauf vom Morgenstern gegründet wurde und
sich seit längerer Zeit im Besitz der Stadt Wesermünde befindet. So ist auch durch die Dingener
Funde die Anregung für die Bildung dieses Museums an die Öffentlichkeit gebracht worden, in
dem die meisten und wichtigsten Stücke Aufnahme gefunden haben. Das Völkerkundemuseum in
Berlin besitzt die von Herrn Professor Dr. Goetze ausgegrabenen übrigen Teile, und er hat deren
Beschreibung dankenswerter Weise auch für diesen Band beigesteuert.
Die Heimatvereinigung der „Männer vom Morgenstern“ hat seit jener Versammlung von 1896
in vielen Ausgrabungen und Veröffentlichungen die reichen Bodenfunde ihres Gebietes der Forschung
erschlossen und sie pfleglich betreut. Es war auch von vornherein eine Veröffentlichung über die
Dingener Grabungsstücke geplant. Schon Allmers hatte in seinem Brief an Wiebalck gschrieben: „Der
Dingener Fund bleibt natürlich unserm Morgenstern, der Bohls allein mit dessen Veröffentlichung
und Vervielfältigung beauftragt.‘ Aber der Entdecker und erste Erforscher, Herr Dr. Johann Bohis,
sah sich von der Durchführung dieser langwierigen Kleinarbeit durch die Inangriffnahme anderer
Aufgaben des Morgensternbundes lange Zeit abgelenkt. Auch war es wohl sein lebensvolles Tempera-
ment, das ihn von einer solchen Art wissenschaftlicher Arbeit fernhielt. Er hat dafür auf anderen
Gebieten der Heimatarbeit vielfach gedient: sein großes Werk, die Freilichtmuseen der Bauernhäuser
in Speckenbüttel, und viele wertvolle Stücke des Morgensternmuseums zeugen davon. Es ist eine gern
erfüllte Dankespflicht, wenn ihm jetzt bei der Veröffentlichung seiner Funde die Anerkennung der
Männer vom Morgenstern ausgesprochen wird! Er hat von Anfang an bei dem Eigentümer des
Grundstückes, dem Hofbesitzer Tjark Brinkama in Weddewarden, das Verständnis dafür geweckt,
daß die Funde dem Morgenstern zur Verfügung gestellt wurden; er hat sich für die erste Grabung
ganz eingesetzt und auch Jahre hindurch die Stücke betreut. Das Verdienst der weiteren umfangreichen
und planmäßig durchgeführten Grabung nach Dr. Bohls und Dr. Goetze gebührt dem langjährigen
Konservator des Morgensternmuseums, Herrn Friedrich Plettke. Er hat mit unendlicher Mühe sich
der Pflege und Ordnung der Fundstücke angenommen, den ganzen Umkreis ähnlicher Fundgegen-
stände ermittelt, um schließlich mit Hilfe seines reichen vorgeschichtlichen Wissens zu einer Deutung
der Fundgegenstánde zu kommen. Es ist eine Genugtuung für diese mühevolle Arbeit und zugleich
für die Bestrebungen des Morgensterns, daB ihr Ergebnis nun in einer dem Wert der Dinge ent-
sprechenden Form und Ausstattung zum Druck gelangt. Ihm sowohl wie auch Herrn Professor Dr.
Goetze wird von seiten der Männer vom Morgenstern für die entsagungsvolle, uneigennützige
Arbeit, die der Heimatiorschung reiche Anregung bringen wird, herzlich gedankt! Unsern ehrerbieti-
gen Dank haben wir letztlich dem Archàologischen Institute des deutschen Reiches und dem Herrn
Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung auszusprechen dafür, daB sie dem Antrage
von Professor Schuchhardt, dem alten Ehrenmitgliede der Morgensterner, Folge gegeben und einen
erheblichen DruckzuschuB für das Buch bewilligt haben.
Im Felde, im April 1940.
Für den HerausgeberausschufB der Mànner vom Morgenstern:
Erich von Lehe.