Full text: Der Urnenfriedhof Dingen, Kr. Wesermünde

l. 
Fundberichte. 
Lage des Friedhofes, 
Der Urnenfriedhof Dingen (vgl. Ausschnitt aus dem Meftischblatt Nr. 925 [Dorum]; Abb.1) 
liegt südlich des Bahnhofes Imsum auf einer sogen. ,,Urweide“ des Hofbesitzers Tjark Brin- 
kama, die bis 1888 noch niemals umgebrochen worden war. Hier bildete der Friedhof vor seiner 
Einebnung eine geringe Erhebung, die nach einer mündlichen Mitteilung von Dr. Bohls selbst bei 
der Grabung im Jahre 1896 noch zu erkennen war. 
Die Gemeinde Dingen liegt im südlichen Teil des Landes Wu rsten; sie ist vom Westrande 
der Geest, der schon in vorsichsischer Zeit stark besiedelt war, etwa 3 km entfernt. Es handelt sich 
hier um einen ziemlich tief gelegenen Marschboden, der zur Zeit seiner ersten Besiedlung sicher 
noch nicht durch Deiche geschiitzt war, Es ist deshalb anzunehmen, daß die ersten Bewohner auf 
künstlich hergestellten Bodenerhebungen, auf Wurten, siedelten. Solcher Wurten sind in der Nähe 
des Friedhofs drei erhalten (s. Abb. 1): 
1. Die Dorfwurt Dingen, wozu der Friedhof jedenfalls gehörte, da er nur ca. 200m von 
der Wurt entfernt liegt; 
2. Barward, nördlich vom Friedhof, zuletzt nur von einer Familie bewohnt, deren Hofstelle 
in neuester Zeit wüst geworden ist; kon 
3. Fallward, ca. 1 km nórdlich von der vorigen, jetzt unbewohnt. 
Auf der Barward soll, wie man sich 1896 noch in Dingen erzählte, in früherer Zeit eine 
„Töpferei“ gewesen sein, eine volkstümliche Annahme, die auf Scherbenfunde zurückzuführen sein 
dürfte, Über vorgeschichtliche Funde auf der Barward berichtet Fr. Buchenau 1), Bremen, 
folgendes: „Auf einigen Wurten in den Oldenburger Marschen auf dem linken Ufer der Weser 
sowie auf der sogenannten Barward bei Dingen im Lande Wursten sind Urnen, Spinn- 
wirtel und ähnliche Gegenstände gefunden worden.“ Auch der Kleigräber Scheidtmann aus 
Dingen, der 1908 bei der Hebung des Baumsarges Hilfe leistete, wußte von Scherbenfunden auf dieser 
Wurt zu berichten ?), 
Bemerkenswert ist, daß sich im Lande Wursten auch noch ein Hof Sachsendingen 
befindet; dieser liegt aber schon außerhalb des sogenannten „Grauen Walles*, der die Wurster Marsch 
im Osten vor dem Andrang der Geestgewásser schützt. 
*) Die Freie Hansestadt Bremen. Festgabe etc. 1800, S. 250. 
? Im Morgenstern-Museum belindet sich eine sächsische Scherbe aus der Dorfwurt Dorum (Kat. 
Nr. 2331). Dr. Bohls sah am Nordrand der Doriwurt von Weddewarden beim Bau eines Hauses vor- 
geschichtliche Scherben zu Tage- kommen. — „Im Jahre 1935 ist von Prof. Schiib eler zusammen mit Herrn 
Waller-Cuxhaven und Herrn Stürtz-Dorum eine Probegrabung auf der Fallward gemacht worden, iiber die 
Stiirtz und Waller berichtet haben in: Mannus 27 (1935); Wesermiinder Kreiskalender f. 1937, S.37ff. Waller 
im Jahrb. d. M. v. Morgenstern 26, S. 97 if. (,Eine Wurtenuntersuchung im Lande Hadeln“). Untersuchungen von 
großer Bedeutung für die vorgeschichtlichen Wurten und die Besiedlung der Marschen, die nach AbschluB dieser 
Arbeit durchgeführt worden sind, s.: Van Giffen i. Germania 20 (1936), S.40ft. (,Der Warf in Ezinge … “). — 
Haarnagel i. Offa 2 (1937), S. 31 ff. (Hodorf). — Ders. i. „Niedersachsen“ 43 (1938) S. 349 ff. (Einswarden).“ Dr. L. 
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