der Sarg selbst aber ist, weil ein allmähliches, gleichmäßiges Austrocknen schwer zu ermöglichen war,
stark zusammengetrocknet und in mehrere Stücke zerbrochen. Die Brust- und Gesichtsknochen des
Skeletts waren durch die drei Bohlen eingedrückt. Die beiden Querhölzer waren nämlich in den
weichen Rand des Sarges gedrückt worden, so daß die schweren Bohlen unmittelbar auf dem Skelett
ruhten. In dem Schädel waren noch Teile des Gehirns erhalten, die konserviert werden konnten.
An der Seite des Skeletts lag das keulenartig verdickte Ende eines Holzgerätes (Kat. Nr. 3909 k).
Die ungewöhnlich gute Erhaltung der organischen Reste ist darauf zurückzuführen, daß der
Schlickboden infolge seiner außerordentlichen Dichtigkeit den Zutritt der atmosphärischen Luft ver-
hinderte. Wie gut der Tonboden organische Reste zu konservieren vermag, zeigten besonders die bei-
den Baumsärge, die 1861 beim Bau der neuen Börse in Bremen gefunden wurden. Hier fand sich in
einem Knüppeldamm u. a. ein fingerdickes Büschel Moos (eine Hypnumart), „das so vollkommen
seine grüne Farbe und sonstige frische Beschaffenheit behalten hatte, daß es ohne alle Übertreibung
wie eben aus der Erde gerupft aussah“ 5). Auch hier fanden sich in dem einen Schédel noch die Reste
des Gehirns. „Die beiden Hemispháren waren in zwei walnuBgroBe Klumpen organischen Stoffes
zusammengetrocknet" 19).
Erwühnt sei noch, da8 Herr Lehrer B. Topp aus Imsum die Güte hatte, während der Gra-
bung an Ort und Stelle eine Zeichnung von der Lage der einzelnen Stücke mit Maßangaben an-
zufertigen, nach der die beigefügten Skizzen (vgl. Abb. 5) später hergestellt worden sind, als der
Sarg im Museum ausgenommen war.
In den oberen Schichten (0,40—0,60 m tief) der ausgehobenen Grube wurden neben der Grab-
státte mehrfach calc. Knochen, Perlenbruchstücke und Holzkohlen, teils zerstreut, teils in kleinen
Klumpen gefunden, deren Lage aui eine frühere Störung des Bodens hindeutete (Kat. Nr. 3910 a^.
15) v. Fischer-Benzon berichtet (Schriften d. Naturw. Ver. f. Schleswig-Holstein, XI. H. 1, 1897, S. 35)
über ein Torimoor bei Dietrichsdori bei Kiel, das von einer Schicht feinen Tons überdeckt war u. iniolge-
dessen Pflanzenreste von ganz vorzüglicher Erhaltung enthielt. , Besonders auffallend. war das massenhafte Auftreten
von Blättern und Stammstücken der Mistel (Viscum album L.). Sie bildeten eine förmliche Schicht und zeigten
sich noch lebhaft grün.“ Die Sohle dieses Moores lag 4 m unter dem mittleren Ostseespiegel; es müssen sich
also nach seiner Bildung erhebliche Niveauveränderungen, wohl infolge der Litorinasenkung, vollzogen haben, so
daß mit einem ganz erheblichen Alter der Ablagerungen zu rechnen ist, worauf auch der Umstand hinweist, daß
die Mistel gegenwärtig entschieden zu den Seltenheiten der Holsteiner Flora gehört. — Auch H. Potonié (Ab-
handl. d. Kónigl. PreuB. Geol. Landesanstalt. N. F., H. 49, 1906, S. 14) bestátigt, daB namentlich in den Faulschlamm-
bildungen der Moore der grüne Pilanzentarbstoit zuweilen noch erhalten ist.
18) G, Barkhausen, Bremer Jahrbuch I, 1864, S. 28.