Vorwort.
Die Entwicklung selbsttätiger Regelungseinrichtungen für Wasserturbinen ist in den letzten
zwei Jahrzehnten durch die Anforderungen gekennzeichnet, die sich aus dem in steigendem
Maß gepflegten Bau von Großkraftanlagen sowie der damit betriebenen Verbundwirtschaft
ergeben haben und welche die Aufgaben wesentlich über den ursprünglichen Zweck der Regelung,
Energieanforderung und Darbot über die Drehzahl, bzw. unter Aufrechterhaltung des Gefälles
abzugleichen, hinausgehen lassen. Neben Maßnahmen zur wirtschaftlichen Herstellung der
Regelungseinrichtungen selbst, deren Weg durch die Schaffung des unabhängig vom Arbeits-
vermögen des Reglers geeigneten Einheitssteuerwerkes in Verbindung mit der Einführung der
Vorsteuerung größerer Steuerventile gekennzeichnet ist, erfordern die mit steigender Ausbau-
größe wachsenden Leistungen zur Verstellung der Leitvorrichtungen Vorkehrungen, die dazu
bestimmt sind, den Eigenverbrauch der Regelungseinrichtung im Betrieb auf ein Mindestmaß
herabzusetzen. Durch weitgehende Einführung der Selbststeuerung für die zur Betriebser-
haltung notwendigen Vorgänge und darüber hinaus auch für jene zum Wechsel der Betriebs-
form wurden die Voraussetzungen geschaffen, die die Sicherheit des Betriebes in erhöhtem
Ausmaße von der Aufmerksamkeit der Bedienung unabhängig machen und dank der physi-
kalisch begünstigten Möglichkeit eines schnellen Maschineneinsatzes der hydraulischen Groß-
kraftanlage den Charakter einer Augenblicksreserve geben lassen. Die weitest getriebene An-
wendung der Selbststeuerung zu dem vorerwähnten Zweck liegt bei Pumpspeicherwerken vor
und ermöglicht dort in Zeiten von wenigen Minuten den Übergang vom Pumpenbetrieb zum
Turbinenbetrieb mit Abgabe der Volleistung.
Übergeordnete Anforderungen sind in der letztzeitlichen Entwicklung durch das Verlangen
nach planmäßiger selbstgesteuerter Leistungsaufteilung entstanden. Hier verdient die Erfassung
der Drehzahl über elektrische Schwingungskreise an Stelle mechanischer Pendel besonders
vermerkt zu werden.
Von den mit der vorstehend gekennzeichneten Entwicklung sich stellenden Aufgaben sowie
den zu ihrer Verwirklichung eingeschlagenen Wegen möge im nachfolgenden in einer verglei-
chenden und ordnenden Darstellung ein Bild gegeben werden, zunächst hinsichtlich der ge-
leisteten konstruktiven Arbeit, die wie kaum ein anderes Schaffensgebiet schöpferische In-
genieurtätigkeit im wahren Sinne des Wortes verlangt.
Durch das Entgegenkommen der führenden Firmen — denen ich an dieser Stelle für ihre
großzügige Unterstützung meinen verbindlichsten Dank aussprechen möchte — war es möglich,
die Entwicklung überwiegend bis zu den letzten der Ausführung übergebenen Bauformen zu
verfolgen und damit das Erreichte zu kennzeichnen. So steht zu hoffen, daß der erste Teil des
Werkes, die Konstruktionslehre, nicht nur dem mit dem Fach noch nicht Vertrauten eine ge-
schlossene Darstellung des Wissensgebietes vermittelt, sondern auch dem in diesem tätigen
Ingenieur manche Anregung und Bestätigung seiner Wege bringen wird.
Die auf dem Gebiete der selbsttätigen Wasserturbinenregelung geleistete wissenschaftliche
Arbeit läBt die theoretische Erfassung der zwischen den Wirkgrößen bestehenden Zusammen-
hänge in einer Weise zu, die bei der Durchführung gestellter Aufgaben der Mutmaßung enthebt
und Unsicherheiten ausscheidet. Die hier gegebenenfalls zu besonderem Einfluß gelangende
Massenträgheit des Betriebsmittels sowie die Elastizität der geschlossenen Wasserführung kann
in einer praktisch genügenden Näherung berücksichtigt werden; im Zusammenhang damit