I. Der 1. Hauptsatz. Erklärungen,
S 1. Wärme und Arbeit. Der 1. Hauptsatz der Wärmemechanik
sagt, daB Wärme und Arbeit gleichwertig (äquivalent) sind. Die
eine von ihnen kann also unter geeigneten Verhältnissen in die andere
umgesetzt werden. Auf welchem Wege diese Umsetzung vor sich geht,
ist gleichgültig; stets wird eine bestimmte Wärmemenge die gleiche Arbeit
leisten und umgekehrt eine bestimmte Arbeit immer die gleiche Wärme-
menge liefern. Für das Meterkilogramm (mkg) als Arbeits- und die Kalorie
als Wärmeeinheit (WE) ist
1 WE — 427 mkg!),
und man bezeichnet mit
1
À 757 den Wärmewert der Arbeitseinheit,
| 1
"m 427 den Arbeitswert der Wärmeeinheit.
Die Wärme sieht man jetzt allgemein als eine Art der Be-
wegung an, die nach Ansicht der einen von den zu Molekülen ver-
einigten Körperatomen, nach Ansicht der anderen von den die kleinsten
Körperteilchen umgebenden Ätheratomen vollführt wird. Die Art der
Bewegung ist für die späteren Betrachtungen gleichgültig; es genügt die
Annahme, daß die Stärke der Bewegung ein Maß für die Intensität der
Wärme bildet.
S 2. Die Energie. Die Wärme ist nach dem 1. Hauptsatze nur
eine andere Energieform der Arbeit. Unter der Energie eines Korpers
versteht man seine Fähigkeit, Arbeit leisten zu können. Man unterscheidet
eine kinetische und potentielle Energie. Jene hat ihre Ursache in der
Geschwindigkeit, mit der sich der Körper oder dessen Moleküle bewegen,
und kann, je nachdem sie eine Folge der sichtbaren Bewegung des Körpers
oder der unsichtbaren seiner Moleküle ist, als äußere und innere kine-
tische Energie, auftreten. Die potentielle Energie hat ihren Grund in der
Lage, welche die Moleküle des Körpers zu einander oder zu denjenigen
anderer Körper einnehmen. Die eine Art der Energie kann wieder in
die andere umgesetzt werden.
Die äußere _ kinetische Energie wird in der Wärmemechanik nur bei
den Strömungserscheinungen in Betracht gezogen, die potentielle Energie
!) Häufig wird noch der Wert 424 benutzt, 427 ist aber nach den meisten Ver-
suchen wahrscheinlicher.
Pohlhausen, Würmemechanik.