Full text: Die Wärmemechanik und die Kolbendampfmaschinen (Band 1)

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Clausius-Rankine leistet, mit Hilfe der Mollierschen 2s-Tafel (siehe S 26, 
L Teil) ermitteln. Da die Senkrechte zur Abszissenachse in dieser Tafel 
eine adiabatische Zustandsánderung darstellt, so hat man auf ihr von 
dem Punkte, welcher dem Anfangszustande p,, T, des Dampfes entspricht, 
eine Vertikale bis zur Linie p, — konst. des Endzustandes zu ziehen. 
Diese Vertikale gibt dann, im Maßstab des Wärmeinhaltes 7 gemessen, 
die verlangte Arbeit 4- Li. 
Der Giitegrad 7; einer Maschine (siehe Anhang, IL) wird ferner für 
die Zwecke der Praxis mit hinreichender Genauigkeit auf graphischem 
Wege dadurch gefunden, daB man den Flácheninhalt des wirklichen 
Indikatordiagrammes (bei mehrstufigen Expansionsmaschinen des ranki- 
nisierten Diagrammes) mit dem Inhalt des theoretischen Diagrammes 
(Fig. 11 und 12) vergleicht, das aus dem der Maschine pro einfachen 
Hub zugeïührten Dampigewicht konstruiert ist. 
Für genaue Untersuchungen dient endlich das von Boulvin!) ange- 
gebene Verfahren, das von Schröter und Koob zuerst vollständig durch- 
geführt wurde, und das im folgenden nach deren Angaben?) wiedergegeben 
ist, zur Bestimmung des thermischen Wirkungsgrades einer Maschine. Das 
Verfahren erfordert zwar einen großen Zeit- und Arbeitsaufwand, gewährt 
dafür aber auch einen guten Einblick in die einzelnen Verlustquellen der 
Kolbendampfmaschine. 
Um den thermischen Wirkungsgrad 7; graphisch zu ermitteln, muf 
man das Indikatordiagramm der wirklichen Maschine in das Wärme- 
diagramm übertragen. Dies bereitet aber insofern Schwierigkeiten, als 
das im Zylinder einer Maschine arbeitende Dampigewicht und also auch 
die Entropie, soweit sie von diesem Gewicht abháüngig ist, nur während 
der Expansions- und Kompressionsperiode konstant bleibt, wáhrend der 
übrigen Perioden sich aber fortwährend ändert. Boulvin nimmt nun, um 
diese Schwierigkeiten zu umgehen, an, daß von dem durch den Versuch 
zu bestimmenden Dampfgewicht D, + Di, das dem Restdampfe und dem 
bei jedem Hube in den Zylinder gelassenen Frischdampfe entspricht, nur 
derjenige Teil im Zylinder als Dampf vorhanden ist, der sich im Indikator- 
diagramm wirklich zeigt; der Rest soll im Damptkessel 
  
bezw. Kondensator dieselben Zustandsänderungen wie 
der Dampf im Zylinder durchmachen. Boulvin setzt Le Fa 
also an die Stelle des wirklichen Vorganges einen er- | 
dachten. Da dieser aber nicht nur dasselbe Indikator- 
diagramm und dieselbe áuBere Arbeit wie jener liefert, 
sondern auch in den Endzustánden die wirklichen Zu- ©}, | 
stände der arbeitenden Dampimenge darstellt, so muß | 
nach GI. / im I. Teil auch die zugefiihrte Warmemenge ET 
für beide gleich sein. Nach dem erdachten Vorgange arbeitet z. B. 
während der Kompression in einem Punkte o (Fig. 51), wo das sichtbare 
!) Revue de Mécanique 1898, S. 556. ?) Z. d. V. d. I. 1903, S. 1409. 
Pohlhausen, Kolbendampfmaschinen. 
  
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