V. Die Steuerungen.
S 53. Die Einteilung der Steuerungen. Allgemeine Gesichtspunkte
für die Anwendung derselben. Die Steuerungen der Kolbendampfmaschinen
werden unterschieden:
1. nach der Art der Abschlußorgane in: Flachschieber-, Kolben-
schieber-, Ventil- und Dreh(Corliß)schiebersteuerungen;
2. nach der Zahl der zum bezw. vom Zylinder führenden Dampt-
wege oder Steuerkanále in: Steuerungen mit zwei und vier Damptwegen;
3. nach der Verbindung des AbschluBorganes mit der äußeren
Steuerung in: Zwangláufige und nicht zwangläufige oder Ausklink-
steuerungen. Bei jenen ist diese Verbindung, die ketten- oder kraft-
schlüssig sein kann, dauernd, bei diesen nur während eines Teiles einer
jeden Kurbelumdrehung vorhanden.
Flach- und Kolbenschiebersteuerungen besitzen in der Regel zwei,
Ventil- und Drehschiebersteuerungen vier Dampfwege. Flach- und Kolben-
schiebersteuerungen werden ferner stets zwangláutig, Ventil- und Dreh-
schiebersteuerungen sowohl zwang- als auch nicht zwanglaufig ausgefiihrt.
Die Zwanglaufigkeit wird bei den meisten Flach-, Kolben- und Drehschieber-
steuerungen, soweit letztere noch bei uns zur Anwendung kommen, durch
KettenschluDB gebildet, das heißt, die einzelnen Teile der äußeren Steue-
rung sind unter sich und mit dem Abschlußorgan durch eine kinematische
Kette verbunden. Bei den meisten zwangläufigen Ventilsteuerungen dagegen
ist diese Verbindung während des Ventilschlusses nur eine kraftschlüssige,
die durch die Kraft einer Feder aufrecht erhalten wird.
Für die Wahl einer Steuerung sind vorwiegend die Eigenschaften
der einzelnen Abschlußorgane maßgebend. In dieser Hinsicht ist
zu bemerken:
Der Flachschieber bildet ein verhältnismäßig wenig empfindliches
Abschlußorgan, das sich durch dichten Schluß, der leicht dauernd zu er-
halten ist, vorteilhaft auszeichnet. Die zwangläufige Verbindung des
Schiebers mit seinem Gestänge gestattet ferner große Umdrehungszahlen.
Nachteilig ist dem Flachschieber ein großer Reibungswiderstand und ein
beträchtliches Eigengewicht, namentlich bei großen Zylinderdurchmessern.
Beide Umstände machen ein schweres Gestänge mit starker Massenwirkung
notwendig und erzeugen, da Reibung, Gewicht und Antriebskraft des
Schiebers in verschiedenen Ebenen angreifen, ein Kippmoment, das auf