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Temperaturgefälles. Berücksichtigt man dies dadurch, daß man die Dampt-
verluste der Auspuffmaschine trotz des hóheren gesamten Dampiverbrauches
in unveränderter Größe für die Kondensationsmaschine annimmt, so stellt
D, — (Dj) = De
auch die Ersparnis im gesamten Dampiverbrauch dar.
Bei « Mark Kosten von 7 kg Dampi werden also allgemein
K, = a [D, — (D;)] Mark fiir 1 PSe — st
durch die Kondensation gewonnen.
Ein weiterer Gewinn ergibt sich, wenn das Kondensat zur Kessel-
speisung verwendet wird. Dasselbe enthált nàmlich die Verdampiungs-
und einen Teil der Flüssigkeitswärme des zu kondensierenden Damples.
Der hiermit verbundene Gewinn betrage, bezogen auf die obige Einheit,
K, Mark,
Andrerseits werden durch die Kondensation die Betriebskosten
gegenüber dem Auspuff insofern erhöht, als das Anlagekapital für die
Kondensation, einschließlich Rohrleitung und sonstigem Zubehör, abzu-
schreiben und zu verzinsen ist, die zum Betriebe der Pumpen erïorder-
liche Arbeit von der Maschinenleistung abgeht und durch die Instand-
haltung der Kondensation, in vielen Fällen auch durch das Kühlwasser,
Kosten entstehen. Beträgt die hierdurch verursachte Steigerung der Be-
triebskosten, bezogen auf 7 PS, .:,, im ganzen X, Mark, so ist (K, -- K;) — K,
der wirkliche Nutzen der Kondensation.
Die Anwendung der Kondensation erweist sich hiernach nur solange
als nützlich, als Æ, — K, größer als A, bleibt. Bei allen kleinen Maschinen
und bei solchen mittleren und großen, die täglich nur wenige Stunden
arbeiten, ist dies nicht der Fall; die Erhöhung der Betriebskosten würde
hier den Nutzen der Kondensation aufzehren. Solche Maschinen arbeiten
deshalb vorteilhafter mit Auspuff. Weiter ist von der Anwendung der
Kondensation abzusehen, wenn die Wärme des Auspuffdampfes auf irgend
eine andere Weise billiger nutzbar gemacht werden kann. Dies ist z. B.
nicht nur bei kleinen Betrieben durch Vorwärmung des Speisewassers
vermittels des Abdampfes, sondern auch in allen den Anlagen zu er-
möglichen, wo Dampf zum Heizen, Kochen oder Lösen (Fabrikheizung,
Brauereien, Zuckerfabriken usw.) gebraucht wird. Bei Einzylindermaschinen
findet man hier in den meisten Fällen Auspuffbetrieb, während bei Mehr-
zylindermaschinen jetzt unter Beibehaltung der Kondensation der Koch-
dampf oft dem Aufnehmer entnommen wird.*)
Bei Anwendung der Kondensation ist natürlich darnach zu streben,
die Differenz (Æ, - K,) — K, môglichst groB zu halten. Die Werte K,
und K,? sind nun, wie weiter unten an einem Beispiel gezeigt ist, haupt-
sächlich von der Höhe des Vakuums bezw. von der GróDe der hindernden
Pressung p, im Zylinder abhángig; denn mit dieser Pressung nimmt so-
wohl die Damplersparnis, also &,, als auch die GroBe der Anlage, also Kj,
1) Z. d. B. R. 1904, S. 183.
?) Der Einfluß von K, auf den Nutzen der Kondensation ist gering.
Pohlhausen, Kolbendampfmaschinen.