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Prüfung eine Temperatur annehmen, die von dem Dampfdrucke, der Dichtheit des
Indikatorkolbens und der Dauer der Belastung abhängt.
Das Verfahren b) Belastung der Feder durch Flüssigkeitsdruck (Kolbenpresse)
liefert. nach den Versuchen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt einwandfreie
Ergebnisse nur unter gewissen Voraussetzungen und nur für stärkere Federn sowie
bei Belastungen von mehr als 2 kg/gem. Bei geringeren Drücken beeinfluBt die
Flüssigkeitsreibung die Genauigkeit zu erheblich.
Mit Rücksicht hierauf schien es geboten, von den Verfahren a) und b) abzu-
sehen und nur das Veriahren c) in die Bestimmungen auizunehmen. Für die Durch-
führung desselben kann insbesondere der Apparat von Rosenkranz!) empfohlen
werden. Er gestattet die Druck- und Vakuumprüfung in der gleichen Stellung des
Indikators und ermöglicht bei Anwärmung des Indikators die leichte Abführung des
Dampfwassers. Auch der Apparat von Stru pler?) liefert, wenn dem letzteren Punkte
genügende Beachtung geschenkt wird, einwandfreie Ergebnisse. Wenn die Feder
nur kalt und nur auf Überdruck geprüft werden soll, kann auch der Bollinckxsche
Bügel?) verwendet werden.
Bei der Benützung des Indikators zum Indizieren ist die Feder Erschütterungen
ausgesetzt, wodurch bei guten Instrumenten der Einfluß der Reibung auf die Kolben-
bewegung vermindert wird. Bei der Federprüfung empfiehlt es sich, zur Herbei-
führung eines ähnlichen Zustandes vor dem Schreiben der Belastungslinien die Feder
in Schwingungen zu versetzen und danach das Instrument zu erschüttern. Bei guten
Indikatoren genügt zum Erschüttern ein schwaches Anschlagen an das Gestell des
Prüfungsapparates, um den Einfluß der Reibung auf das Ergebnis unschädlich zu
machen. Von diesem Einfluß auf die Prüfung kann man sich dadurch überzeugen,
daß man die Feder bei Be- und Entlastung prüft. Decken sich beide Ergebnisse, so
ist die Reibung bei der Prüfung ausgeschaltet gewesen, sofern von der elastischen
Nachwirkung abgesehen werden darf.
Die Unsicherheit, welche die Kolbenreibung in die Ergebnisse der Federpriifung
bringen kann, läßt sich durch Herausnehmen des Kolbens vermeiden. Nachdem ver-
schiedene Arbeiten, insbesondere auch diejenigen der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt, gezeigt haben, daß die Prüfung der Federn mit und ohne Indikatorkolben
gleiche Federmaßstäbe ergibt, wenn im ersteren Falle der Einfluß der Reibung aus-
geschaltet wird, erscheint es berechtigt, bei der Federprüfung den Kolben heraus-
zunehmen.
Zu 3. Bei den Schreibzeugen sehr vieler Indikatoren besteht zwischen Kolben-
und Schreibstif?thub nur in unvollkommenem Maße Proportionalität; deshalb ist bei
der Prüfung einer Feder auch der Einfluß des Schreibzeuges auf den Maßstab mit
zu berücksichtigen. Wohl gibt es neuere Indikatoren, deren Schreibzeuge genügende
Proportionalität zwischen Kolben- und Schreibstifthub zeigen; für diese wäre auch
eine Prüfung der Feder unabhängig von ihrem Schreibzeug vorzunehmen. Zur Ge-
winnung eines Maßstabes ist dann aber außerdem noch die Feststellung des Verhält-
nisses zwischen Kolben- und Schreibstifthub erforderlich.
Die Ausdehnung der Prüfung auf die Untersuchung des Schreibzeuges wird
empfohlen; insbesondere sollte bei Beschaffung neuer Instrumente eine genügende
Proportionalität zwischen Kolben- und Schreibstifthub gefordert werden, um auf eine
Verbesserung dieser Verhältnisse hinzuwirken.
Zu 4. Der Maßstab einer Feder ist von der Temperatur abhängig, welche sie
bei der Indizierung besitzt.’) Während die Temperatur der „außen liegenden“ Feder
1) Siehe den Prospekt der Firma Dreyer, Rosenkranz & Droop, Hannover.
23% d. V. d. |. 1906, S. 711.
3) Die Temperatur, welche die Feder während der Indizierung besitzt, kann durch Thermoelement oder
Thermometereinsatz gemessen werden. Zur Abschließung des Federraumes ist der beim Indizieren ver-
wendete Indikatorkolben zu benutzen, da die Temperatur des Federraumes und der Feder von der Dichtheit
des Kolbens abhängt.