Full text: Die Wärmemechanik und die Kolbendampfmaschinen (Band 1)

  
und unterscheidet wiederum, je nachdem der Kolben die der Kurbelwelle 
nähere oder entferntere Todlage einnimmt, eine Kurbel- und Deckel- 
todlage. In beiden Todlagen muB zwischen dem Kolben und dem zu- 
gehórigen Zylinderdeckel, wenn beide nicht zusammenstoDen sollen, ein 
gewisser Spielraum verbleiben. Er heißt der schädliche Raum der be- 
treffenden Kolbenseite und reicht bis zu den Abschlußorganen derselben. 
Schädlich ist der Raum, weil der zu seiner Füllung nötige frische Dampf 
nicht dieselbe Arbeit wie der übrige Frischdampf in der Maschine ver- 
richtet, und weil die Oberfläche des Raumes noch anderen nachteiligen 
Einfluß auf die Nutzwirkung der Maschine hat. 
Um die Kolbendampfmaschine über die Todiagen hinwegzubringen, 
bedarf es bei allen Einzylinder- und bei solchen Mehrzylindermaschinen, 
deren Kolben gleichzeitig diese Lagen erreichen, einer weiteren treibenden 
Kraît. Dieselbe wird durch die Trägheit einer rotierenden Masse aus- 
geübt, welche dem auf. der Kurbelwelle sitzenden Schwungrade an- 
gehört. Nur bei Mehrzylindermaschinen, deren Kolben nicht gleichzeitig 
in die Todlagen gelangen, hilft der Dampfdruck der einzelnen Kurbel- 
getriebe diese gegenseitig über die fraglichen Lagen hinweg. 
Das Schwungrad dient aber auch noch einem anderen Zwecke, dem 
es bei allen Kolbendampfmaschinen zu genügen hat; es reguliert die Ge- 
schwindigkeit der Kurbelwelle während der einzelnen Umdrehungen. Der 
Druck des Dampfes auf den Kolben bleibt nämlich während eines Hubes 
nicht konstant, und auch das Verhältnis zwischen Kolben- und gleichzeitig 
zurückgelegtem Kurbelweg hat während dieser Zeit nicht immer dieselbe 
Größe. Beide Umstände rufen, selbst wenn sich der von der Maschine 
zu überwindende Widerstand nicht ändert, periodisch wiederkehrende 
Schwankungen in der Geschwindigkeit der Kurbelwelle hervor, welche 
durch die Masse des Schwungrades in die zulässigen Grenzen eingeschränkt 
werden. Ganz zu beseitigen vermag das Schwungrad diese Schwankungen 
nicht; denn dazu müßte seine Masse unendlich groß sein. 
Neben dem Schwungrade muB jede Kolbendampfmaschine noch eine 
Vorrichtung besitzen, welche die Geschwindigkeit der Kurbelwelle wäh- 
rend mehrerer Umdrehungen, oder was dasselbe ist, die Zahl der Um- 
drehungen in der Minute reguliert. Diese Umdrehungszahl ändert sich, 
sobald bei gleichbleibender Arbeitsleistung des Dampfes der Widerstand 
an der Maschine zu- oder abnimmt. Der Widerstand aber bleibt in der 
Regel nicht konstant, da in den meisten Betrieben die Zahl und Belastung 
der anzutreibenden Arbeitsmaschinen wechselt. Um die so entstehenden 
Schwankungen in der minutlichen Umdrehungszahl auf das zulässige Maß 
zu beschränken, muß die Arbeit des Dampfes dem jeweiligen Belastungs- 
zustande der Dampfmaschine angepaßt werden. Es kann dies durch 
Regulierung der Spannung oder der Füllung geschehen. Bei der Span- 
nungsregulierung wird der frische Dampf vor seinem Eintritt in die 
Maschine erforderlichenfalles so stark gedrosselt, also durch entsprechende 
Querschnittsverengung der Dampfzuleitung so weit in der Spannung 
     
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
	        
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