9 Einleitung.
fällt, und weil es zudem gar nicht möglich ist, den vielgestaltigen für das rauchfreie
Arbeiten einer Feuerung in Betracht kommenden Verhältnissen in einem Gesetzespara-
graphen gebührend Rechnung zu tragen. Eine strenge Durchführung der Erlasse ohne
Berücksichtigung aller von Fall zu Fall wechselnden Umstände hätte daher immer nur
eine schwere Schädigung der Industrie verursacht, weshalb sie in der Regel bald ent-
weder umgangen, oder wenigstens derart abgeschwächt wurde, daís zwar eine solche
Schädigung entfiel, ein Erfolg aber auch nicht mehr möglich war.
Zwar kann ja wohl einer Belästigung durch die gasförmigen Produkte der Ver-
brennung allgemein und in einfachster Weise durch Erstellung genügend hoher Schorn-
steine entgegengetreten werden. Diese Mafsregel ist auch umsomehr zu empfehlen, als
infolge des durch den hohen Schornstein bedingten kräftigen Zuges ihre Durchführung
in allen Fällen für die Anlage nur von Nutzen sein kann.
Auch der bei vollkommener und unvollkommener Verbrennung, namentlich bei
manchen Braunkohlensorten auftretenden Belästigung durch Flugasche läfst sich in den
meisten Fällen durch geeignete Vorrichtungen, insbesondere durch Anlage genügend
grofser Aschenkammern in den Feuerzügen entgegentreten. Die Flugasche lagert sich
darin ab und kann von Zeit zu Zeit ohne besondere Schwierigkeit, jedenfalls aber ohne
weitergehende Belästigung, entfernt werden.
Anders liegen jedoch die Verhältnisse bezüglich des bei der unvollkommenen Ver-
brennung entstehenden Rauches.
Zwar läfst sich auch hier manche Belästigung dadurch vermeiden, dafs man sowohl
die Züge als auch den Schornstein öfters und gründlich reinigt, wobei der letztere
während seiner Reinigung abgedeckt wird. Ferner könnte durch Verwendung rauchfrei
oder doch rauchschwach arbeitender Brennstoffsorten eine gewisse Abhilfe geschaffen
werden. Allein abgesehen davon, dafs derartige Brennstoffe für allgemeine Benützung
nicht in genügender Menge vorhanden sind, können aus dem Zwange, solche ver-
wenden zu müssen, für einen Betrieb schwere wirtschaftliche Nachteile erwachsen. Über-
haupt darf bei der Beurteilung der vorliegenden Frage nicht übersehen werden, dafs wirt-
schaftliche Rücksichten in hohem Grade dabei in Betracht kommen. Allerdings trifft ja
bis zu einem gewissen Grade die Forderung der Allgemeinheit mit derjenigen eines
möglichst sparsamen Betriebes zusammen. Dort, wo die Kohlen am vollkommensten ver-
brennen, wo also am wenigsten Rauch entwickelt wird, findet im allgemeinen auch die
beste Ausnützung derselben statt'. Jedoch ist nicht zu vergessen, dafs die Dampfkosten
aufser von dem Wirkungsgrad der Anlage noch ganz wesentlich von dem Preis der
Kohle sowie von den Anlage- und Unterhaltungskosten von Kessel und Feuerung
abhängen.
So hat der Umstand, dafs der Kohlenpreis in den verschiedenen Gegenden aufser-
ordentlich verschieden ist und mit der Entfernung von den Kohlenbezirken wächst, ganz
von selbst dazu geführt, dafs man z. B. in Süddeutschland und der Schweiz frühzeitiger
und mit viel mehr Eifer bestrebt war, Feuerungen mit hohem Wirkungsgrad auszubilden
und anzulegen und dafs daher auch dort verhältnismäfsig viel weniger stark rauchende
Schornsteine angetroffen werden als in der Nähe der Kohlengruben.
!) Vergl. übrigens hierzu auch S. 8, Anmerkung 1.