Sechster Abschnitt.
Einzelteile moderner Holzbauten.
Zur weiteren Erläuterung der unter Abschnitt 2 vorgeführten Grundsätze
für die Entwickelung zeitgemässer Holzbauten haben wir in den Tafeln 2 und 3,
4 und 5, 6, 9 und 10, 11 und 12 grössere Einzelteile wiedergegeben, die einer
kurzen Erklärung bedürfen.
Der auf der Doppeltafel 2 und 3 dargestellte Giebel nebst Erkertürm-
chen gehört zu einem grösseren Miethause, das ausserdem ein Erdgeschoss und
zwei Stockwerke umfässt.
Der Entwurf hat den Architekten Josef Mockenhonpt als Urheber.
Die Holzarchitektur ist einfach, den übrigen Werksteinformen in Frührenaissance
entsprechend gehalten. Die Giebelstockwerke sind übergesetzt, was immer gut
wirkt. Das oberste Giebeldreieck ist in den bekannten Thüringer oder Schweizer
Riegelkreuz-Formen behandelt. Das Erkertürmchen soll in seinem oberen Fach-
werkteile rein dekorativ wirken.
Bedeutend lebendiger und wirkungsvoller, natürlich auch mit Zuhilfenahme
reicherer Mittel, ist dasselbe Motiv in der Doppeltafel 4 und 5 ausgestaltet.
Der Giebel nebst Erkertürmchen entstammt einer vom Architekten Karst in
Kassel erbauten Villa. Wie aus dem Grundrisse ersichtlich, ist hier die Giebel-
wand selbst so weit zurückgesetzt, dass sich eine breite Altane vor dem Giebel-
zimmer hinzieht. Diese liegt bündig mit dem Erkertürmchen. Die Formen der
Holzarchitektur sind einfach, weil das Holzwerk tief dunkelbraun gefärbt ist.
Der gesamte Aufbau wirkt aber durch seine lebhafte Gruppierung ganz aus-
gezeichnet. Die Daeheindeckung besteht aus dunkelroten glasierten Dachplatten.
Ein Giebel mit einem einfachen, aber geschickt zusammengesetzten Frei-
gebinde ist auf Tafel 6 wiedergegeben. Die ganze Giebelfassade findet sich im
Texte unter Fig. 133. Links oben ist ein Schnitt dureh das Giebelfenster, da-
neben eine Teilzeichnung der gekuppelten Fassadenfenster und links weiter die
Ecke der übergesetzten Fachwerkswand dargestellt. Alle Holzarchitekturen sind
äusserst einfach gehalten; das Ganze macht trotzdem eine vorzügliche Wirkung.
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