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I. Abschnitt.
Der Backsteinbau.
Verfasser: Prof. Adolf Opderbecke.
Die Verwendung des Backsteines erstreckte sich ursprünglich auf eine
massenhafte Anhäufung, während seine Verwendung zu Kunstbauten nur sehr
langsam Eingang und Fortentwickelung fand. Seine Form ist zunächst immer
die eines rechtwinkeligen vierseitigen Prismas.
Der ersten grösseren Anwendung begegnen wir bei den Aegyptern; die
Hellenen benutzten ihn nur in geringem Masse und erst bei den Römern gelangte
er wieder zu höherer Geltung. Hier sehen wir zum erstenmal Steine zur An-
wendung gebracht, welche von der seither rechteckigen Form abweichen und
welche bei quadratischer oder sechsseitiger Form meist über Eck stehend ange-
ordnet wurden. Auch Formsteine von mehr oder weniger reicher Profilierung
kannten die Römer bereits und auf welcher Höhe damals die Ziegeltechnik
schon stand, bezeugen uns die bedeutenden Dimensionen der Steine — bis
42 cm Länge bei nur geringer Hohe — an vielen Bauten aus der Römerzeit
und der Umstand, dass diese keine Spur von Krümmung aufweisen. Unter den
Byzanthinern erfuhr dann der Ziegelbau eine besonders sorgsame Pflege und
wir beobachten jetzt schon selbständige Formen, welche wenig an die der Antike
erinnern. Von hier aus wird der Backsteinbau weiter übertragen auf andere
Völker, namentlich nach Ober-Italien und im Mittelalter sehen wir ihn endlich
in unserer nordischen Tiefebene, besonders zwischen Brandenburg und Hannover,
von hier nordwärts über Lüneburg bis Bremen, entlang der Nord- und Ostsee,
vor allem in Lübeck, in ganz Mecklenburg, in Stralsund und Stettin bis nach
Kónigsberg und von dort über Berlin bis Magdeburg heimisch werden. Es darf
uns diese Uebertragung aus den südlichen Làndern mit Uebergehung Süddeutsch-
lands direkt nach unserem Norden um deswillen nicht wunder nehmen, weil
diese, im Gegensatz zu Süddeutschland, an natürlichen Bausteinen arme Gegend
die für die Ziegelbereitung erforderlichen Rohstoffe, Lehm oder fetten Fluss-
schlamm, in grossen Mengen zur Verfügung hat.
In der letzten Hàálfte unseres Jahrhunderts hat der Bau mit gebrannten
Steinen einen bedeutenden Aufschwung genommen und es wurden die Ziegelei-
techniker gezwungen, Mittel und Wege zur vereinfachten und schnelleren Her-
Prof. A. Opderbecke und Hans Issel, Bauformenlehre. 1