Full text: Der Holzbau (8. Band)

  
  
46. A 
b) Die Füllhólzer. 
Gegen das 17. Jahrhundert hin sehen wir die schrüg gestellten Füllbretter 
an den Fachwerkbauten durch Füllhólzer verdrängt, die senkrecht zwischen 
Rahmholz und Saumschwelle gesetzt sind. Es ist dies die Zeit, die an der 
Fassade die plastische Wirkung von Ornamenten und architektonischen Gliede- 
rungen bis zum Aeussersten zu treiben liebte. | 
Solche stärkere Füllhôlzer konnten tief ausgefast und ausgestochen werden 
und vertrugen ausserdem eine Profilierung in der Art von zwischen gesetzten 
Gesimsen, die sich gegen die einzelnen vorgekragten Balken totliefen. Auch 
diese Behandlungsart an den Geschossübergüngen wird heute gepflegt (Fig. 506, 
57, 58 und 67). 
Vielfach ersetzt man das starke Füllholz an modernen Fachwerksbauten 
wieder durch eine Bohle, die senkrecht gestellt und mit profilierten Leisten ver- 
sehen ist (Fig. 60). ; 
c) Die Brettergesimse. 
Wie bereits weiter unten gesagt wurde, entwickelte sich' der Fachwerksbau 
in Rheinhessen und Süddeutschland aus ander en Grundsätzen wie in Norddeutsch- 
land. So hatte das mit dem Giebel an die Strasse gestellte Haus. zumeist kein 
Stichgebälk, sondern der Giebelbalken selber bildete die Verkleidung der Zwischen- 
decke.  Füllbretter oder Füllhôlzer wurden infolgedessen nicht nötig. Musste. 
man aber die Balkenköpfe überkragen und die freiliegende Zwischendecke nach 
aussen abschliessen, so erreichte man dies in einfachster Weise so, dass man 
den platten Balkenkäpfen eine Bohle vornagelte, die nun beiden ge ecken ge- 
nügte. Sie würde nach aussen mit Kehlen und Rundstiben profiliert. Dieselbe 
Verzierung gab man meist der darüber liegenden Saumschwelle und ebenso dem 
darunter befindlichen Rahmholz und vereinigte diese drei Bretter zu einem ein- 
zigen durchlaufenden Gesimse, das mit seinen kleinen, flachen und gleichmässigen 
Gliederungen keine besondere Wirkung erzielt (Fig. 75 bis 78 nach Raschdorf). 
iine moderne. Verkleidung der Balkenköpfe in dieser Art ist in Fig. 79 dar- 
gestellt. 
  
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