Full text: Bautechnische Warenkunde (13. Band)

    
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verlieren an Frische und Glanz, können auch leicht durch Staub leiden. Deshalb wird das 
Bild nachher mit Firnis überzogen. Dieser aber wird mit der Zeit trübe. So strich 
man eine neue Schicht darüber und so weiter, bis die Farben allmählich unter dieser dicken 
Deckschicht verschwanden. Oder man entfernte den blinden ersten Firnisanstrich und setzte 
einen neuen auf, wobei die Malerei leicht beschädigt wurde. Oder man löste ihn mit 
warmen Spiritusdämpfen auf, wobei der abfliessende Firnis leicht die Farbe mitnehmen 
konnte. Heute klärt man den trübe gewordenen Firnis mit kalten Spiritusdämpfen. 
Wandmalerei: Aegyptische Wandmalerei zeigt die Umrisse von Figuren 
und Pflanzen usw. tief in die Wandflächen eingegraben und dazu Ausfüllung der 
Rillen mit Erdfarben. — Die Griechen malten auf frischen Kalkputz (al fresco). 
Spätere Jahrhunderte nahmen trockenen Kalk (al secco) als Untergrund oder 
versuchten es wieder mit der al fresco-Technik. Wasser- oder Leimfarben, 
auf die trockene Wand aufgetragen, haben aber wenig Haltbarkeit. Bei der 
Freskomalerei gehen allerdings die Mineralfarben mit dem Mörtel eine chemische 
Verbindung ein. Aber das Verfahren ist sehr umständlich, da nur kleine Por- 
tionen‘ Kalk-Verputz aufgetragen und fertig gestellt werden können und Aen- 
derungen ganz unmöglich sind. 
Sgraffito-Malerei (= kratzen, schaben). Zwei Schichten von verschiedener 
Farbe werden auf einem erhärteten Putzgrund übereinander aufgetragen. Die 
obere wird zur Herstellung der Zeichnung mit Kalkmileh-Anstrich gefärbt und 
teilweise wieder abgekratzt, so dass das Bild als solches entweder hell auf 
dunklem Grunde oder auch umgekehrt hervortritt in Gestalt einer schraffierten 
Zeichnung. 
Die hauptsáchlichste Anwendung fand diese Art der Malerei als Fassadenschmuck im 
späteren Mittelalter und in der Zeit der Frührenaisance (1420—1500) in Italien. Auf einen 
gut erhärteten Grund von Stipp-Putz folgt also hierbei ein zweiter Putzauftrag aus 10 T Kalk, 
3 T Sand und 12 T sehr feiner Steinkohlenschlacke. Darüber puizt man erst den eigentlichen 
Malgrund aus 90 T Kalk, 8 T Sand. und 100 T Steinkohlenschlacke, setzt aber zugleich die 
Farbe des Grundes aus schwarz, braun, orange, grün, blau usw. hinzu. Es darf nur so viel 
Fläche vorgéputzt werden, als an ein und demselben Tage mit Malerei-Auftrag fertig gestellt 
werden kann, da sich nur in noch weichem Grunde arbeiten lässt. Nach Abluften dieser 
farbigen Putzschicht folgt dann ein dreimaliger gefärbter Kalkmilch-Anstrich (schräg, wage- 
recht und senkrecht) in Stärke von etwa 2 mm. Sobald derselbe soweit abgeluftet ist, dass 
er bei losem Ueberstreichen mit der Hand nicht mehr abfárbt, putzt man mit einem Staub- 
beutel die Zeichnung auf, die dann durch Abkratzen mit besonderen, lóffelartig geformten 
. Bisen aus dem dunkleren Grunde hervortritt. In Schraffiermanier kann sie noch besonders 
belebt werden. Die Zeichnung erscheint immerhin rauh, und wirkt daher nur auf gróssere 
Entfernung (z. B. oben an Gebàuden). 
Für Sgraffito-Technik empfohlen die Firma Georg Mohr, Berlin W 57, 
Potsdamer Strasse 64. 7 
Stereochromie (stereochromisches Malverfahren) Der Untergrund von 
Kalk- bezw. Zementputz wird zunächst mit verdünntem Wasserglas (1:2) 
mehrmals überstrichen. Darauf folgt das Malen mit Alkali-beständigen 
Mineralfarben (mit Wasser aufgelöst), und nach dem Trocknen wird die fertige 
Malerei mit Wasserglaslösung überspritzt. Hierbei bildet sich allmählich 
kohlensaures Kali, das auswittern muss und dann durch Abwaschen entfernt wird. 
Die Freskomalerei. Sie bildet die vornehmste, aber zugleich auch die 
schwierigste Art der Wandmalerei, wenn sie sich zur hohen Kunst aufschwingen 
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
     
   
   
   
    
	        
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