Full text: Buchgewerbliches Hilfsbuch

118 Lithographie und Steindruck 
Lithographie und Steindruck sind gegen Ende des achtzehnten 
Jahrhunderts, also vor reichlich hundert Jahren, von Aloys Sene- 
felder.in München erfunden worden in dem Bestreben (ursprüng- 
lich für den eigenen Bedarf) ein billigeres Vervielfältigungsverfah- 
ren für Schriftstücke und Musiknoten zu ermitteln, als der Buch- 
druck ist. Diese Bestrebungen sind vollkommen geglückt; es ge- 
lang Senefelder nicht nur, Schriftstücke, die in Spiegelschrift auf 
Stein geschrieben wurden, zu vervielfältigen, sondern das Verfah- 
ren entwickelte sich namentlich auch nach der zeichnerischen Seite 
hin, da der Künstler im Gegensatz zum Stahl- und Kupferstich oder 
Holzschnitt unmittelbar und ohne das Zwischenglied eines graphi- 
schen Technikers eine druckfähige Platte herstellen konnte. Hierzu 
kam noch, daß außer der reinen Linientechnik der Federzeichnung 
auch die Kreidezeichnung entwickelt wurde, die ein ganz neues Ge- 
biet zeichnerischer Leistungen eróffnete. Im Verlaufe des 19. Jahr- 
hunderts erlangte die Lithographie ihre größte Bedeutung, gefór- 
dert durch hervorragende Kräfte, wie Piloty. und viele andere. Bis 
in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, solange nur Hand- 
pressendruck in Frage kam, war nicht wie gegenwärtig der Farben- 
druck das Hauptgebiet der Lithographie, sondern, soweit es sich 
um künstlerische Leistungen handelte, die Lithographie in Kreide- 
manier, die eine Ausdrucksfähigkeit hinsichtlich der Weichheit und 
Tiefe der Schwarzweißwirkung mit sich brachte, die bis dahin 
völlig unbekannt war und auch durch den neueren Tonholzschnitt 
nicht überboten worden ist. 
Für Lithographie und Steindruck wurden bisher fast ausschließ- 
lich die Kalkschiefersteinplatten verwendet, die bei Solnhofen in 
Bayern gebrochen werden. Diese Steine sind 5—10 Zentimeter 
stark und werden in den verschiedensten Formaten bis zu andert- 
halb Quadratmeter Größe verwendet; sie zeichnen sich durch be- 
sondere Feinheit und Gleichmäßigkeit ihres Gefüges aus und kom- 
men in verschiedenen Härtegraden vor, immer aber besitzen sie 
eine gewisse Saugfähigkeit für Fett und Wasser, auf der ihre litho- 
graphische Verwendbarkeit beruht. An Stelle des lithographischen 
Steines kónnen auch Metalle in Blechform, wie Zink und Alumi- 
nium, benutzt werden. Nach dieser Richtung hin ist das lithogra- 
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