öffnet. In der dritten Kapelle, hinter der Eingangs-
halle, befindet sich eine figurenreiche Marienklage,
weicher gemalt, doch auch formenſchön, durch aus-
drucksvolle Gesichter beſeelt. Zeitlich um 1400 anzu-
setzen, vielleicht könnte man hier den an anderer
Stelle urkundlich beglaubigten Fohan Wilde als
Künſtler vermuten. ~
Nicolaus Wulsſak, Pfarrer an St. Nikolai,
geſtorben 1429, machte in ſeinem Testament, das
1414 in die Stadtbücher eingetragen wurde, der
Kirche mehrere wertvolle Stiftungen „mit dem
groſen cruce, mit den 12 apoſteln . . .° Es ist un-
wahrſcheinlich, daß dieſe Kunstwerke in den Nach-
kriegsſahren 141101414 entstanden sind, ſo käme
man auf die Jahre vor 1410 als die der Anfertigung.
Hierzu gehören:
Das Triumphkreuz, das bis 1777 vor dem Hoch-
altar auf dem üblichen Balken stand, dann aber auf
die Empore über dem Nordeingang gestellt wurde;
im Saltenwurf der beiden Begleitfiguren zeigt sich
der weiche Stil dieſer Zeit in ſchöner Anordnung.
Haltung und Gesichtsausdruck verraten vollendete
Meisterſchaft in der Darstellung der menſchlichen
Gestalt, in den Gesichtern ſpiegelt sich verhaltener
Schmerz, die transzendentale Bedeutung des Vor-
ganges der Kreuzigung kommt zur Geltung, fernab
von dem Naturalismus ſpäterer Zeit. Der Bild-
ſchnizer ist führender Meiſter für eine größere
Gruppe von Kunſtwerken dieser Zeit.
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