den Anhängern der homöotherapeutischen Schule. Wir werden uns also an
sie halten müssen. Zur Verwendung kam der alkoholische Auszug aus den
frischen Pflanzen. -
Zunächst sei allgemein bemerkt, daß die Wirkung größerer Gaben der
Kamillentinktur einige Tage anhalten kann. Kleine Dosen, wie sie für die
Krankenbehandlung in Betracht kommen, wirken nur einige Stunden. Die,
durch die Kamille hervorgerufenen, Beschwerden und Schmerzen entstehen
und verschlimmern sich besonders in den Abendstunden und des Nachts, wie
auch nach dem Essen. Unter großer, allgemeiner Unruhe und starkem Hitze-
gefühl können sie sich bis zu unerträglicher H ftigkeit steigern, treten meist
in Anfällen auf und hinterlassen ein Gefühl starker körperlicher und geistiger
Erschlaffung. Kinder und weibliche Personen sind der Kamillenwirkung ganz
besonders deutlich unterworfen.
Was die einzelnen Funktionen angeht, so zeigte sich die Psyche in der Weise
verändert, daß die Stimmung ärgerlich und reizbar wurde. Es entwickelte
sich die Neigung zum Weinen mit gleichzeitigen, wechselnden, schreckhaften
und ängstlichen Ideenverbindungen. Der Schlaf wurde zunehmend schlechter,
durch große Unruhe, Aufschreien, Weinen und Umherwerfen im Bette gestört.
Es konnte bis zur ausgebildeten Schlaflosigkeit kommen.
Der Kopf wurde schwer und schmerzhaft, Schwindelanfälle traten auf
und neuralgische Beschwerden in den Nerven des Gesichtes. Auch in anderen
Körperteilen machten sich Neuralgieen bemerkbar, und die motorischen Nerven
blieben gleichfalls nicht verschont. Es zeigte sich dies im Auftreten von Zuk-
kungen und Krämpfen, denen lähmungsartige Schwäche folgte. Im allge-
meinen bestand auf dem Gebiete der sensiblen Nerven eine ausgesprochene
Überempfindlichkeit.
Das Sehorgan wurde unmittelbar durch die Kamille wohl nicht beeinflußt.
Die Angaben über undeutliches Sehen und Flimmern vor den Augen lassen
sich auch als Folgeerscheinungen der Affektion des äußeren Auges deuten.
Hier wurde das Auftreten von Katarrh der Konjunktiva beobachtet mit be-
gleitender, starker Tränensekretion und Lichtscheu. Die Augenlider wurden
gerötet und schwollen an, es zeigte sich Neigung zum Bersten der kleinsten
Gefäße derselben, sowie auch der in der Conjunetiva Bulbi.
Auch die Wirkung auf das Gehörorgan, die sich durch Sausen und Klingen
in den Ohren, auch wohl durch Schmerzanfälle im Gehörgange bemerkbar
machte, scheint nicht sehr stark ausgesprochen gewesen zu sein.
Sehr eigenartig war dagegen die Reaktion der Haut auf die Wirkung der
Kamille. Sie wurde gegen Zugluft und Kälte ganz ungewohnt und hochgradig
empfindlich. Kleine rote Stippchen, Bläschen und Pustelchen traten auf unter
dem Gefühle von Jucken und Brennen. Das Epithel stieß sich an den befallenen
Stellen ab, das darunter liegende Korium war entzündlich gerötet, die ihres
Epithels beraubten Stellen näßten. Auch an den Lippen stieß sich das Epithel
ab, die Mundwinkel wurden wund. Die Brustwarzen zeigten ebenfalls Neigung
zum Wundwerden. Selbst leichte Hautverletzungen heilten schlecht und eiterten
leicht. Die Speicheldrüsen und die Tonsillen schwollen an.
Auf dem Gebiete des Gefäßsystems traten verschiedene abnorme Erschei-
nungen auf. Das Gesicht war gerötet, zuweilen nur auf der einen Seite. Diese
Rötung konnte mit ebenso auffallender Blässe wechseln. Blutwallungen nach
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