Full text: Taschenbuch der Farben- und Werkstoffkunde

noch weitere Vorschriften finden; ferner K. Wehlte, Ei- 
tempera und ihre Anwendungsarten, Neisch 1931. 
Die genannten Emulsionen ergeben sehr verschiede- 
nen optischen Bildcharakter. Wenn man diejenige Ol- 
menge in Betracht zieht, die sich einwandfrei ohne Wie- 
derabscheidung bei der Verdünnung emulgieren läßt, so 
erhält man mit Kasein- und Stärkeemulsionen stets den 
deckenden, ólfremden Gouachecharakter, Eiemulsion 
aber und noch weit mehr Gummitempera nähern sich 
infolge ihres Lichtbrechungsvermógens dem Olcharak- 
ter, und speziell mit Gummi kann man eine Glanz- 
tempera erzielen, die früher eine Zeitlang sehr beliebt 
war. Solche Farben waren als Dekorationsfarben im 
Handel. 
Bei der alten Malweise der Temperamalerei mit Ol- 
übermalung kam eine optische Doppelwirkung zustande, 
indem bei Lasurschichten nicht nur die obere Olschicht, 
sondern auch die darunterliegende Temperaschicht Licht 
zurückwarf und damit eigenartige Mischtóne entstan- 
den, die auf dem Wege der subtraktiven Farben- 
mischung zustande kommen. Diese Malweise, die dem 
kórperlich Malen sehr günstig ist und die Erzeugung 
sehr schóner tiefer Tóne von samtartigem Charakter 
ermöglicht, erfordert eine ausgezeichnete Beherrschung 
der Technik und des Materials. 
Neben den bisher besprochenen Emulsionen kommen 
auch solche in den Handel, die völlig wasserunlösliche 
und nicht verseifbare Stoffe enthalten, bei denen also 
die Seifenbildung nicht zur Begünstigung der Emul- 
sionsbildung dienen kann. Solche Produkte sind meist 
auch auf Stärke- oder Kaseinbasis, also auf alkalisch rea- 
gierenden Stoffen aufgebaut und enthalten Bitumen, 
Latex, Kautschuk oder Mineralfette. Handelsprodukte 
sind z. B. Jeserit (Bitumenemulsion), Revertex (Latex- 
emulsion, stark alkalisch), Apistinfarben (Kautschuk- 
emulsion). Die Gefahr, die in solchen Bindemitteln liegt, 
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