Die Maschinen aus Köln-Ehrenfeld kamen an. Am
17. März wurden sie ausgeladen und in die Fabrik ge-
schafft. Am 22. März standen sie.
Und nun sollte der Bau des in Köln geborenen
Wagens beginnen. Er machte hier in Reichenbach
seine ersten Probefahrten, und diese wurden gleich zu
Abenteuern. Kaum war man aus dem Fabrikhof her-
aus, musste schon eine ziemlich heftige Steigung ge-
nommen werden, und ganz Reichenbach bestand, als
wir scharf hinsahen, überhaupt nur aus Steigungen
und Gefäll. Die erste Ausfahrt unternahm ich mit
allen Vorsichtsmassnahmen, über die jeder kleine
Knirps heute in grosses Kichern ausbrechen würde:
ich liess einen starken Mann mit einem Bremsklotz
hinter dem Wagen herlaufen. Er erwies sich als un-
nötig, der Wagen lief die Steigung glatt hinauf.
Wir hatten damals als ersten Ingenieur den Diplom-
ingenieur Seidel, und von ihm habe ich noch. kurz
vor seinem Tode im Jahre 1936 gehört, welche Auf-
regung die ersten Ausfahrten in unserem Büro ver-
ursachten. „Wenn Sie zum Tor hinaus waren“, be-
richtete er, „sauste das ganze Büro sofort hinaus und
stieg auf das Dach der Fabrik, und jedermann sah sich
die Augen aus, bis man Sie auf der Höhe der Strasse
gut ankommen sah. Dann kletterten alle wieder be-
ruhigt herunter und setzten sich zufrieden wieder auf
ihre Drehsessel. Wenn Sie aber nach einer gewissen
Zeit noch nicht zurückkamen, fuhr wieder eine all-
gemeine Unruhe in alle, und wir stellten eine Ret-
tungsexpedition zusammen, die sofort ausrückte.“
Ich hatte mich damals immer gewundert, dass, so-
oft ich eine Panne hatte, beinahe unverzüglich ein
Rudel Monteure aus der Fabrik auftauchte.
Jetzt wusste ich, wie das zustande kam.
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