Ich konnte mich nun mit uneingeschränkter Auf-
merksamkeit meinen Wagen zuwenden. Sie waren
wohl ziemlich betriebssicher, aber es ereignete sich
doch zuweilen, dass die Zahnräder im Wechselgetriebe
versagten. Diese Zahnräder stellte ich damals nicht in
meiner eigenen Fabrik her, sondern bezog sie von der
bekannten Firma Reinecker aus Chemnitz, dort wur-
den sie gedreht, gefräst und gehärtet. Ich fuhr manch-
mal hinüber nach Chemnitz und sah mir die Fabri-
kation an, und eines Tages, als ich durch die Werk-
statt wanderte, sah ich, dass auf einer der Drehbänke
ein mir völlig unbekanntes Material verarbeitet wurde.
Meine rastlose technische Neugierde war sofort leb-
haft entzündet, und ich erfuhr, das unbekannte Mate-
rial sei Chromnickelstahl. Ich stürzte mich sofort mit
den Herren in eine Unterhaltung darüber, und meine
erste Frage lautete, ob sich dieses ausgezeichnete
Material nicht für Zahnräder eignen würde. Die Her-
ren zOgerten, mir zuzustimmen, sagten, sie kónnten
sich dazu nicht äussern, weil sie in dieser Richtung
noch keine Versuche angestellt hätten, und schlugen
mir vor, mich an die Bismarckhütte in Oberschlesien
„u wenden. Dort wurde dieser neue, unerhört feste
Stahl hergestellt.
Ich schrieb sofort an die Bismarckhütte und bat
um Beantwortung meiner Frage. Nach drei Tagen
bekam ich aus Oberschlesien hohen Besuch: der
Generaldirektor der Hütte, Otto Thallner, kam selber.
Er war der bedeutendste Eisenfachmann seiner Zeit,
der sich später dem Studium der Festigkeitseigenschaf-
ten von Stahl, insbesondere für den Automobilbau,
widmete.
Selbstverständlich freute ich mich ungemein, ihn
in meiner Fabrik zu sehen, erkundigte mich aber doch