täuscht bin! Ich brannte geradezu darauf, endlich
einmal einen deutschen Akademiker zu malen, einen
studierten Mann, einen Doktor! Ich erwartete ein
Gesicht mit mindestens einem einzigen, gewaltigen
Schmiss. Ich hatte mir alles schon so schön vorge-
stellt: zuerst wollte ich diesen Schmiss auf die Lein-
wand malen und dann rundherum das Gesicht. Jetzt
muss ich mich erst wieder umstellen.“
Weiss der Teufel . . . ob es Scherz oder blutiger
Ernst war, ich wage es heute noch nicht zu ent-
scheiden. |
Jedenfalls, Herkomer ging mit einem guten Tempo
sofort an die Arbeit, und der Dr. Stóss brauchte
nur an drei Tagen einige Stunden zu sitzen, der Pro-
fessor wollte dann das Gemilde allein zu Ende malen.
Es waren sehr angeregte Tage, die wir mit diesem
originellen und klugen Mann verbrachten.
Am 4. Oktober wurde im Kristallpalast in Leipzig
wieder eine Ausstellung erdffnet, und am 11. Oktober
besuchte Konig Friedrich August die Stände und
unterhielt sich in seiner unnachahmlichen Art lange
mit mir und lud Dr. Stöss und mich zum Festessen,
das ihm zu Ehren am selben Abend gegeben werden
sollte. Ich sagte, dass wir ohnehin die Ehre hätten,
an diesem Essen teilzunehmen, was er zufrieden zur
Kenntnis nahm. Ich hatte Gelegenheit festzustellen,
dass der König ein tapferer Zecher war.
Am 1. November wurde auch in Berlin eine Aus-
stellung vom Prinzen Heinrich eröffnet, zu der wir
einige unserer Wagen schickten.
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Am 20. Januar 1907 fuhr ich mit meinem Wagen
in Begleitung meiner Frau und meines Bruders aus
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