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hatte zwischen der technischen und der kaufmänni-
schen Leitung der Fabrik eine gewisse Spannung ge-
herrscht. Und der immerwährende Grund dieser
Spannung war der, dass unsere Wagen bei den ver-
schiedenen Rennen versagt hatten.
Der damalige kaufmännische Leiter unseres Werkes
war mir nicht gut gesinnt. Er hatte wieder und wie-
der versucht, die gesamte Leitung des Werkes in seine
Hand zu bekommen. Es war ihm wieder und wieder
misslungen. Ich fuhr sofort nach Zwickau zurück.
Was ich erwartet hatte, geschah: man schob mir
die Schuld am Versagen der Wagen zu. Es gab eine
sehr erregte Sitzung. Ich brach bald die Diskussion ab
und ging aus dem Zimmer.
Ich erkannte bitter, dass der Zeitpunkt dieser plötz-
lichen Sitzung ausgezeichnet gewählt war. Die an-
wesenden Mitglieder des Aufsichtsrates waren durch
den kaufmännischen Leiter einer wie der andere gegen
mich eingestellt. Die anderen Mitglieder, die seither
mit mir durch dick und dünn gegangen waren, befan-
den sich in der Sommerfrische: Kommerzienrat Paul
Fikentscher, Franz Fikentscher und Willibald Hertel.
Wären diese meine Freunde zugegen gewesen, dann
hätte die Sitzung wahrscheinlich einen anderen Ver-
lauf genommen.
Ich ging mit heissem Kopf auf den Fabrikhof hin-
aus. Dem Oberingenieur Lange, der mich hier traf,
sagte ich, dass ich die Horch-Werke verlassen würde.
Er antwortete ohne Zögern, dass dann auch er keinen
Tag länger bleiben würde. Es war der 19. Juni 1909.
Die Herren hatten wahrscheinlich damit gerechnet,
dass ich in meiner ersten Verärgerung sofort die Stadt
Zwickau verlassen würde, aber ich dachte gar nicht
daran, ich war aus einem härteren Holz.