Tagen doch wieder daheim. Vielleicht hat er das ge-
meint, weil ich, wie ich schon sagte, äusserlich wie
ein Knirps ausgesehen habe. Aber er sollte mich
kennenlernen.
Mein Herz war froh wie niemals zuvor. Wir zwei,
der Hermann Sünner und ich, stiefelten stolz wie
die Kater dahin. Wir trugen keine Zunftanzüge,
solche hatten nur die Zimmerleute. Sportanzüge gab
es damals für uns nicht, also hatten wir unsere ge-
wóhnlichen langen Hosen an und unsere bis oben
zugeknópfte Joppe mit vielen vollgestopften Taschen.
Man erkannte in jenen Zeiten die wandernden Hand-
werksburschen am Felleisen, das sie an einem Riemen
umgehángt trugen. Schmiede und Schlosser trugen
ihre Habseligkeiten in ein Schurzfell aus Leder ge-
wickelt. Andere, zum Beispiel Klempner und
Wagner, verstauten ihre Sachen in T'uchrollen.
Jeder von uns hatte ein Hemd im Schurzfell, zwei
Paar Strümpfe, etwas Handwerkszeug, und aussen
aufgeschnallt noch ein Paar Schuhe. In der Faust
schwangen wir unternehmend den historischen
Knotenstock.
Unterwegs sprachen wir in allen Schmiede- und
Schlosserwerkstätten vor, denn es war ja der Sinn
dieser Wanderschaft, Arbeit zu suchen und zu lernen.
Dieses Vorsprechen geschah in vorgeschriebenen,
zunftgemássen Formen und wurde feierlich voll-
zogen: man betrat die Schmiede, ging sofort zum
Amboss, stellte sich vor dem Meister auf, legte die
rechte Hand salutierend an den Hut und sagte: „Gott
grüss Meister und Gesellen!* Der Meister antwortete:
»Fremder Schmied?" Darauf hatte man zu erwidern:
„Stück davon!“ Hatte der Meister keine Arbeit, gab
er ein Geldgeschenk. Dann grüsste man, immer vor