Nun, man sieht, ich war bemüht, ihn in seiner
sächsischen Heimatsprache anzureden, aber es stellte
sich sofort heraus, dass er Stockfranzose war und nur
in Königsbrück in Sachsen in Gefangenschaft gewesen
war und dort perfekt Sächsisch gelernt hatte.“
Ich erinnere mich noch an andere Dinge bei
früheren Fahrten. Auch daran, dass bei gewissen
Gelegenheiten sonst ganz wohlerzogene und gesittete
Menschen zu halbwilden Kaffern werden können. In
den Hotels zum Beispiel, in denen wir während
unserer Rennfahrten wohnten, wähnte man, morgens
in einer Irrenanstalt zu sein. Der Start begann immer
sehr früh am Morgen, und wer nicht rechtzeitig da
war, bekam Strafpunkte oder wurde, wenn er sehr
spät kam, von der Weiterfahrt ausgeschlossen.
Jedermann schlief und schlummerte natürlich
möglichst bis zur letzten Minute, dann aber erhob
sich beinahe gleichzeitig ein gewaltiger Radau, und
das wilde Heer brauste aus den Zimmern, über die
Korridore, die Treppen hinunter, in den Frühstücks-
saal . . . jeder wollte zuerst seinen Kaffee haben, jeder
wollte zuerst seine Rechnung bezahlen, jeder wollte
zuerst irgendwohin und zuerst irgend etwas be-
kommen und zuerst da sein und zuerst wieder fort
sein . . . es gab ein Geschrei und eine Flucherei, ein
Stampfen, Jagen, Poltern, als ob die apokalyptischen
Reiter losgelassen seien.
Ich sah mir dieses Irrenhaus nicht lange mit an,
sondern brachte bei unseren Fahrern System in die
Sache. Wir bezahlten unsere Rechnung am Abend
vorher, bestellten zu einer bestimmten Zeit unser
Friihstiick, stellten niemals unsere Schuhe vor die
Tiir, und auf diese Weise waren wir Audi-Leute, wie
ich glaube, in dem wilden Haufen des anderen Mor-
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