zu lange war der Zündstoff angehäuft gewesen. Ich
wollte, wenn es so weit war, dort sein, wo ich hin-
gehörte, nämlich in meine Fabrik. Ich sass wie auf
Kohlen, denn ich hatte dem Fabrikbesitzer Winsel-
mann in Altenburg versprochen, seine Frau, die
unterwegs nach Winningen war, zurückzubringen.
Ueberdies sollte in diesen Tagen auch noch mein Ver-
treter Zeidler in einem Wagen bei mir eintreffen.
Frau Winselmann sollte am 30. abends in Winningen
sein, sie kam aber erst am anderen Morgen um zehn
Uhr, und als sie von Zugverspitungen berichtete,
wusste ich Bescheid. Es konnte zu jeder Stunde los-
brechen.
Ich wollte unbedingt vor der Mobilmachung in
Zwickau sein. Am 1. August fuhr ich ab. Vorher hatte
ich mich in Koblenz erkundigt, wie die Verhältnisse
in der Stadt dort seien, und man sagte mir, Koblenz
sei ein einziger Hexenkessel, es sei nicht ratsam, mit
dem Auto diese Strecke zu nehmen. Also fuhr ich in
Winningen über die Mosel, den Fluss entlang bis
Brodenbach und über den Hunsrück nach St. Goar
an den Rhein.
Im Hunsrück war alles noch ganz friedlich, aber in
St. Goar wurden wir schon angehalten, mit grossem
Misstrauen betrachtet und unsere Pässe peinlich genau
durchgesehen. „Macht ihr das mit allen Deutschen?“
fragte ich die Beamten, aber sie warfen mir nur
düstere Blicke zu und gaben keine Antwort.
In Bacharach erlebten wir das gleiche. In Bingen
wurden wir wieder angehalten und unsere Wagen
durchsucht. Ich beschimpfte die Brüder von allen
Seiten, aber sie waren wie im Taumel und gänzlich
verrückt, witterten in jedem Auto Gold, geheime
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