drohenden Gespenst zu werden. Aber das Problem
war damals noch nicht von jenem tödlichen Ausmass,
wie es später werden sollte. Man fand in jenen
Monaten immer noch Mittel und Wege, um der
Knappheit zu begegnen.
Am 22. Februar erhielt ich aus Wien die betrübende
Nachricht, dass Willy Stift sich unter grauenhaften
Umständen das Leben genommen hatte. Er lud sein
Jagdgewehr mit Wasser und schoss sich die Ladung
in den Mund. Ich hatte ihn gut gekannt, und es war
mir unverständlich, dass dieser liebenswerte und
liebenswürdige Mann auf solche Weise zugrunde-
gehen musste. Später erfuhr ich, dass eine Frau im
Spiele war, und ich erfuhr es mit einem Seufzer. Ich
habe in meinem Leben viele aufrechte und innerlich
starke Männer einer Frau wegen in heillose Verwir-
rung geraten sehen, und niemand konnte ihnen
helfen. Mir sind solche Verwirrungen erspart ge-
blieben.
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Anfang des Jahres 1915 tauchte in Zwickau ein vor-
trefflicher Gedanke auf, man überlegte sich, auf
welche Art man die Kriegsverletzten, die für den
Heeresdienst zunáchst und dann auch für die normale
Arbeit untauglich geworden waren, beschäftigen
könnte. Es war ein Gedanke, der nicht nur prak-
tischen, sondern auch moralischen Wert in sich trug.
Ich gehörte der Kommission von fünf Herren an, und
wir arbeiteten schnell. |
In kurzer Zeit war es gelungen, die Verletzten, die
den allerbesten Willen und grosse Arbeitsfreude zeig-
ten, anzulernen. Sie waren sich selber wiedergegeben
und kamen sich nicht mehr überflüssig vor.
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