Sie die Kinder vor Jahren schon bekommen hátten.
Ausserdem sage ich Ihnen ehrlich, sie sind alie beide
nicht ganz gesund. Vor allen Dingen wird das Mid-
chen immer ein Sorgenkind bleiben. Sie haben noch
keine Kinder erzogen, und Sie wissen nicht, welche
Mühe und welchen Kummer das verursachen kann.
Wenn die beiden fünf Jahre jünger waren, würde ich
sagen, versuchen Sie es. So aber kann ich Ihnen nur
abraten.“
Es war die Rede eines Freundes.
Mir aber liess trotzdem der Gedanke keine Ruhe,
und als ich nach Hause kam, erzählte ich es meiner
Frau. Es kam, wie ich erwartet hatte, sie war sofort
Feuer und Flamme dafür, und schon am nächsten
Morgen fuhren wir in höchster Ungeduld zu
Fikentschers, um die Kinder zu holen. Frau
Fikentscher gab sich genau wie ihr Mann die erdenk-
lichste Mühe, uns abzuraten. Wenn man fremde
Kinder an Kindes Statt annehmen wolle, müsse man
sie in einem Alter zu sich nehmen, in dem sie noch
zu formen seien.
Ich wurde besorgt und begann zu zögern, aber
meine Frau wollte die Kinder unter allen Umständen
haben. Die Kinder wurden gerufen, sie waren von der
Wendung der Dinge höchlichst verdutzt, aber sie
kamen gar nicht zur Besinnung, meine Frau nahm
das eine links und das andere rechts an der Hand und
ging beglückt davon.
Es zeigte sich, dass wir in der Tat viel Kümmer-
nisse auszustehen hatten wegen der schwankenden
Gesundheit unserer Beiden. Das Mädchen war beinahe
ununterbrochen krank bis zu ihrem 15. Lebensjahr,
und auch der Junge kränkelte. Aber sie wuchsen
heran, der Junge wurde ein sehr tüchtiger Ingenieur,
238