i
Pi
Um sieben Uhr morgens endlich bekam ich einen
Zug nach Zwickau; ganz betiubt von dem, was ich
gesehen hatte, kam ich daheim an. Auch hier war
inzwischen die Revolution ausgebrochen, aber sie
machte nicht den düsteren und ernsten Eindruck
wie in Berlin und Leipzig.
Am 14. November fand eine Sitzung der sächsischen
Industriellen mit dem Soldatenrat statt. Es wurde in
der Hauptsache darüber verhandelt, welche Ma-
schinen sofort zu vernichten seien. Der Soldatenrat
wollte eine genaue Liste dieser Maschinen ausgehán-
digt bekommen, um der Abrüstungskommission der
Entente Bescheid geben zu kónnen. Wir sassen ziem-
lich finster herum, und kein Mitglied des Soldaten-
rats hat auch nur ein einziges hofliches Wort von
uns gehórt. Die Werkzeugmaschinen, die zuerst ver-
nichtet werden sollten, waren natürlich jene, mit
denen wir Kriegsmaterial hergestellt hatten. Wir
wussten, dass es sein musste.
Am 18. Dezember musste ich wieder nach Berlin,
diesmal setzte ich mich in meinen Wagen, wurde
schon in Zwickau angehalten, dann wieder in Alten-
burg und auch in Wittenberg. Ueberall wurde ich
durchsucht, und ich liess es mit beinahe stumpfsinni-
ger Gleichgültigkeit über mich ergehen. Mochten sie
machen, was sie wollten, aber bisweilen glaubte ich,
der graue Winterhimmel müsste sich auftun und einen
Blitz herunterschicken.
Am 18. Dezember wurde die Feldkraftwagen-
Aktiengesellschaft in einer Aufsichtsratssitzung auf-
gelóst.
Am 22. Dezember fuhr ich wieder zurück, ich
wusste nicht, was aus diesem Lande und aus uns allen
nun werden sollte.
246