Hauch von Hunger trug man natürlich immer mit
sich herum, weil man sehr jung und also sehr gefrässig
war, aber richtig gehungert haben wir niemals.
(Anders ist es dann allerdings später in Ungarn
geworden, wo es keine Herbergen gab. Und ganz
schlimm wurde es in Serbien, wo sich überhaupt nie-
mand um reisende Handwerksburschen kümmerte.
Wenn man besonderes Glück hatte, konnte man im
Stall auf Stroh schlafen, aber meistens musste man
in der dumpfen Wirtsstube so lange warten, bis der
letzte Gast gegangen war, dann konnte man sich auf
eine harte Bank legen, das Felleisen unter den Kopf
legen und sich mit der Joppe zudecken. Zuerst ist mir
das sehr sauer gefallen, aber dann habe ich mich daran
gewöhnt. Wenn übrigens einmal in irgendeinem
Wirtshaus ein Bett zu haben war, ging uns das ohne-
hin nichts an: wir konnten es doch nicht bezahlen.
Sehr grimmigen Hunger musste ich auf meinen
vielen Wanderungen durch Ungarn leiden. Oft habe
ich ganze Tage hindurch nur von rohen Maiskörnern
gelebt, und dazu kam, dass man endlose Strecken
laufen musste, bis wieder eine Ortschaft auftauchte.
Nach einer solchen Wanderung habe ich einmal
abends in einer Wirtschaft einen Mann Brot und
Schinken essen und die Brotrinde wegwerfen sehen.
Ich stürzte mich auf die Rinde, und sie schmeckte
herrlich. Der Mann sah mir entgeistert zu, wie ich
kaute, dann brüllte er: „Du musst aber mächtigen
Hunger haben!“ Ich konnte nur nicken, und er gab
mir zu essen. Möge es ihm gut gegangen sein in
seinem Leben.)
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In der Herberge zu München lernte ich einen
Jungen Mann kennen, er hiess Eduard Veit, war De-
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