Am 16. August fuhr ich über Lermoss und Reutte
nach München. In Reutte kaufte ich an Lebensmitteln
ein, was ich nur bekommen konnte, und kutschierte
mit reichlich schlechtem Gewissen zur Grenze, aber
man liess mich ohne weiteres passieren. Ich hielt nicht
mehr bis München, und hier erst erfuhr ich, in welch
schrecklichem | Ausmasse die deutsche "Valuta ge-
sunken war.
Während ich unterwegs war, hatte die Mark ihren
rasenden Sturz in einem unhemmbaren Tempo bei-
behalten. Ich versuchte, in München Geld auf der
Bank zu bekommen. Ich bekam keins. Ich versuchte,
Kronen zu verkaufen. Kein Mensch wollte sie. Aber
Benzin bekam ich wenigstens bei unserer Vertretung
dort, ein Zimmer aber bekam ich nirgends, es war
alles überfüllt. Ich fuhr in den Nachbarort Pasing,
auch dort fand ich zunächst alles hoffnungslos besetzt,
bis man uns im Hotel ,,Weisses Rossl® noch ein
Zimmer einrichtete. Am nichsten Morgen durch-
suchte ich meinen Geldbeutel und war gerade noch
imstande, Zimmer und Friihstiick zu bezahlen.
Dann aber hatte ich keinen Pfennig mehr.
Ich fuhr nach Regensburg, wo Dr. Fischer wohnte,
den ich kannte. Er konnte mir jedoch auch kein Geld
geben, aber wenigstens lud er uns zum Mittagessen
ein, und das war schon etwas wert.
Ohne einen Groschen in der Tasche und mit etwas
merkwürdigen Empfindungen fuhr ich weiter bis
nach Schwarzenbach an der Saale, wo ich bei meinem
Freunde Franke über Nacht blieb.
Am folgenden Tage ging es dann heim nach
Zwickau, das heisst, meine Heimat war es ja nicht
mehr, immerhin fühlte ich mich dort so zu Hause,
dass ich wenigstens hoffen konnte, Geld zu bekom-
272