1 "
gegangen und bis Konstantinopel gekommen war.
Er übte, als er wieder heim nach Winningen kam,
sein Handwerk nicht mehr aus, sondern war nur
noch Winzer. Jedermann achtete den Türken hoch
und sprach mit Bewunderung von ihm. Ich hatte
mir damals schon geschworen, diesem Vorbild nach-
zueifern und ebenfalls bis nach Stambul zu kommen,
um später einmal in Winningen auch ein Vorbild zu
werden... wie man eben solche Kinderträume hat.
Ich wanderte über Pressburg nach Budapest, aber
nirgends fand ich eine passende Beschäftigung. Ich
spazierte weiter nach Neusatz. Dort war ich im
Banat, wo viele Deutsche wohnten, von denen ich
wusste, dass sie drei Sprachen sprechen mussten, weil
sie mit Ungarn und Serben Geschäfte machen
wollten.
In Neusatz bekam ich Arbeit in einer Dampf-
mühle. Diese Arbeit machte mir sehr grosses Ver-
gnügen, denn zum ersten Male lernte ich einen
grösseren Betrieb kennen, und es gab wieder viel zu
lernen. Zum ersten Male arbeitete ich in einem reinen
Maschinenbetrieb, ich sah, wie Maschinen repariert
wurden, und das alles war neu für mich.
Anfang August 1885 hörte ich, dass man für einen
Brückenbau in Grosswardein Maschinenbauer suchte,
und mit fliegenden Fahnen verliess ich sogleich meine
Dampfmühle, meldete mich beim Brückenbau und
wurde sofort eingestellt. Und wiederum lernte ich
etwas Neues: das Zusammenfügen der Träger und
Spanten, das Einziehen der Nieten und die Nietung
selber. Es gab damals noch keine hydraulische Nie-
tung, alles musste mit der Hand gemacht werden.
Es war eine wunderbare Zeit für mich.