Zwischenfälle beim Start eintraten, wie ich soeben
zwei andeutete, entrollte sich vor den entzückten
Augen der Zuschauer immer das gleiche Bild: wie
von siebentausend Taranteln gestochen, fuhr der
Beifahrer von seinem Sitz hoch, starrte nach vorne,
sauste aus dem Wagen mit der Kurbel in der Hand
und raste nach vorne, um den Motor anzukurbeln,
indessen hinter dem Steuer der ungliickliche Fahrer
beide Arme zum Himmel stiess und einen Strom von
Flüchen über die verfluchte Erde schickte.
Ja, es gab damals der Aufregungen viele, und wenn
sich ein Fahrer, wie ich das einmal sah, vor dem
Semmering-Rennen vor Aufregung die brennende
Zigarre mit dem glühenden Ende ins Maul steckte, so
war das nur eine Variation.
Heute zeigen sich die Rennfahrer weniger nervös.
Einige von ihnen sind mir natürlich persönlich gut be-
kannt. Rudolf Caracciola lief mir zum erstenmal vor
etwa zwanzig Jahren über den Weg. Er war noch ein
ganz junger Bursche. Ich befand mich in Dresden bei
unserem Audi-Vertreter, Herrn Graumüller. Wäh-
rend einer Unterhaltung mit ihm wurde er hinaus-
gerufen, kam gleich wieder herein und sagte zu mir:
„Sie, Herr Horch, da draussen ist Herr Caracciola,
er hat gehört, dass Sie in Dresden sind, und er möchte
Sie um eine Gefälligkeit bitten.“
Ich sagte ungeduldig: „Wer ist das, und was will
der junge Mann?“
„Er studiert hier, und am nächsten Sonntag möchte
er auf einem grossen Mercedes in Prag ein Bergrennen
mitfahren. Er braucht aber ein Zertifikat vom Kaiser-
lichen Automobilklub. Wenn er das schriftlich er-
bittet, bekommt er es zu spät, aber wenn Sie es per-
sönlich machen, geht’s noch.“ '
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